STARTUP

Im Sillycon Valley

Verschwörungsgewusel im Hightec-Land

Einen Mann wie Bill Gates hätten Hollywoods Verschwörungsdramatiker nicht besser erfinden können. Einerseits gilt der Microsoft-Chef als die Verabsolutierung des amerikanischen Traums vom großen und schnellen Geld. Gleichzeitig wird der Multimilliardär aufgrund seiner monopolistischen Firmenpolitik in der Öffentlichkeit zum gefürchteten Technodiktator stilisiert.


In Peter Howitts Hackerthriller startup spielt Tim Robbins unter dem Decknamen Gary Winston die radikale Weiterentwicklung des Bill-Gates-Mythos. Bill wer? fragt Winston überlegen lächelnd, als er auf seinen Konkurrenten aus dem echten Leben angesprochen wird. Der Software-Mogul steht kurz vor dem Durchbruch zu einem globalen Kommunikationssystem, das alle digitalen Geräte zentral vernetzen soll. Die firmeneigenen Satelliten kreisen schon in Stand-By-Position im Orbit, aber für die Inbetriebnahme fehlen noch die entscheidenden Codes. Winston heuert den jungen idealistischen Computercrack Milo (Ryan Phillippe) an, der in seiner kleinen Garagenfirma der gleichen Entdeckung auf der Spur ist. Der passionierte Hacker, der mit seinen Kumpels immer für das freie Fluten von Informationen eingetreten ist, bekommt einen hochdotierten Arbeitsplatz mitten in der Höhle des Monopolkapitals. Winston überschüttet den Nachwuchsprogrammierer mit väterlichem Charisma und führt ihn in das gigantische High-Tech-Paradies seiner Firma ein. Enthusiastisch stürzt sich Milo in seine Arbeit, kommt aber schon bald hinter die kriminellen Machenschaften des erfolgssüchtigen Konzernchefs, der für eine Hand voll Daten auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt.

Vielleicht hatte Regisseur Peter Howitt ( Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht ) Angst davor, von den Microsoft-Anwälten allzu ernst genommen zu werden und hat seine Geschichte deshalb im sicheren Schatten der Unglaubwürdigkeit geparkt. Tim Robbins bemüht sich mit Seitenscheitel, Nickelbrille und reduzierter Körpersprache um ein exaktes Porträt des Softwarepapstes. An den klippschulverdächtigen Bösewichtdialogen, die wie ein Sampler aus den Schlusssequenzen der letzten zehn James-Bond-Filme klingen, kann er jedoch nichts ändern. Der zartwangige Ryan Phillippe gibt zwar mit feuchtglasigem Blick einen schnuckeligen Computerjüngling ab, kann aber als Held in den sich überstürzenden Actionszenen nicht ernst genommen werden. Ungemein konzeptionslos klickt sich startup von einer Plotwendung zur nächsten, und man fragt sich, welcher Virus wohl das Schreibprogramm von Drehbuchautor Howard Franklin zersetzt hat. Besonders langweilig, wie in jedem Hackerfilm, sind die Versuche, das Geschehen auf Computerbildschirmen in kinotaugliches Bildmaterial zu verwandeln. Einen ASCII-Code muss man sich dann doch nicht unbedingt im Cinemascope-Format anschauen! startup verkocht erstklassigen Politthrillerstoff zu einem pubertären Verschwörungsdramolett, in dem sogar harmlose Sesamkörner zu tödlichen Waffen werden.

Martin Schwickert

AntiTrust USA 2001 R: Peter Howitt B: Howard Franklin K: John Bailey D: Tim Robbins, Ryan Phillippe, Claire Forlani