THE SPIRIT Held in Nöten Für »The Spirit« hat Frank Miller die Optik von »Sin City« eindrucksvoll wiederholt. Nur das Drehbuch zu den Will Eisner-Comics ist ein ziemlich Reinfall. Seit der Verfilmung seiner eigenen Comicvorlage Sin City gilt Frank Miller auch im Kino als Pionier. Die Atmosphäre des düsteren Thrillers, den er gemeinsam mit Robert Rodriguez realisierte, raubte einem schier den Atem. Stimmung und Optik waren gleichermaßen betörend. Selbst Zuschauer, bei denen Comicverfilmungen normalerweise keine oberste Priorität haben, zeigten sich im Kinojahr 2005 begeistert. Mit The Spirit versucht Miller in Alleinregie den Erfolg zu wiederholen. Dazu setzt er auf bewährte Mittel: Eine kontrastreiche Optik, eine actionreiche Comicvorlage sowie auf das Starpotenzial von Samuel L. Jackson, Eva Mendes und Scarlett Johansson. Doch selbst dieses illustre Trio kann nicht verhindern, dass The Spirit wie ein herzloser Sin City -Klon ausschaut, dem es vor allem an einer mitreißenden Geschichte mangelt. Spirit (Gabriel Macht) ist der unverwüstliche Held seiner Stadt. Als Hüter des Gesetzes nimmt er es mit den finstersten Ganoven auf. Der maskierte Mann braucht niemanden zu fürchten, außer seinem Erzfeind Octopus (Samuel L. Jackson), der mithilfe eines magischen Tranks unsterblich werden will. Dieses Vorhaben muss Spirit auf jeden Fall verhindern. Während seiner Jagd auf den Octopus wird er allerdings mit einer alten Jugendliebe konfrontiert - und das wirft den kontrollierten Retter gehörig aus der Bahn. Die Handlung von The Spirit ist ein wirres Gestrüpp aus Heldenepos, Actionthriller und Liebesgeschichte. Dabei wimmelt es von Anspielungen auf die griechische Mythologie sowie die barbarischen Menschenversuche der Nationalsozialisten. Schließlich ist Octopus ein glühender Faschist mit Hakenkreuzbinde am Oberarm, was in einer ausufernd dümmlichen Szene zum Ausdruck gebracht wird. In der Comicvorlage von Will Eisner, die aus den 1940er Jahren stammt, mögen derartige Akzente durchaus nachvollziehbar gewesen sein. Der Film spielt allerdings in der Gegenwart, da erscheinen Wissenschaftler, die unter dem Konterfei Hitlers arbeiten, reichlich absurd. Auch mit seiner romantische Seite kann The Spirit nicht richtig punkten. Die Titelfigur wirkt wie die pubertäre Vorstellung eines unverwundbaren Supermannes. Jede Frau, der sich Spirit zuwendet, lüftet umgehend ihr Röckchen; James Bond würde vor Neid erblassen. Somit bleibt dem Werk allein seine Optik, die tatsächlich eindrucksvoll ist. Doch anders als in Sin City fließt sie nicht in die Handlung mit ein. Oliver Zimmermann USA 2008 R&B: Frank Miller nach den Comics von Will Eisner K: Bill Pope D: Gabriel Macht, Eva Mendes, Scarlett Johansson
|