»SPECIES 2«

Der Kopulator

Aliens macht man auf ganz traditionelle Weise

Die Tüte mit den Gummibärchen sollte man bis zum Ende des Werbeblocks aufgegessen haben. Nicht wegen des Knisterns. Das übertönt der Film mühelos. Eher wegen der unappetitlichen gallertartigen Substanzen, die in Peter Medaks Alienspektakel Species 2 über die Leinwand glibbern und unangenehm an gerade Gegessenes erinnern könnten.
Der Schleim ist natürlich außerirdischer Herkunft. Selber schuld. Was muß der Ami auch unbedingt auf den Mars reisen. Mit großer Medien-Inszenierung und Armstrong-Pathos sind Patrick Ross und seine Crew auf dem Mars gelandet, haben dort standesgemäß die Flagge in den Sand gesteckt und ein paar Bodenproben mit an Bord genommen. Genug, um sich mit einem äußerst aggressiven Virus zu infizieren. Im Nationalhelden Ross verbirgt sich bei seiner Rückkehr zur Erde ein vermehrungswütiges Alien. Die zehntägige Sexual-Quarantäne für Raumfahrtmissionare durchbricht Ross schon in der ersten Nacht, was für seine Bettgefährtinnen fatale Folgen hat. Binnen weniger Minuten nach dem Beischlaf gebären sie fünfjährige Kinder, was für den weiblichen Wirtskörper auf unschöne Weise tödlich endet. Vom Außerirdischen besessen, hat Ross nur noch die Vermehrung seiner Spezies im Auge, vögelt manisch umher und hortet seine Sprößlinge zwecks weiterer Metamorphosen auf dem verlassenen elterlichen Grundstück. Derweil lebt in einem geheimen Labor ein weiters Mitglied seiner Spezies. Eve (Natasha Henstrigde) ist eine genetische, domestizierte Kopie des hübschen Aliens aus der ersten Species-Folge. Viel zu schön um in einem Labor zu vergammeln, wird Eve dazu benutzt, ihren Artgenossen mittels telepathischer Verbindung ausfindig zu machen. Wieder so ein Fehler. Denn die beiden entwickeln ungeahnte Kräfte, um zueinander zu kommen und artgerecht zu kopulieren. Da staunen auch der coole Alien-Verfolger Press Lennox (Michael Madsen) und die Wissenschaftlerin Dr. Laura Baker (Marg Helgenberger), die beide schon in der ersten Folge gegen außerirdische Fortpflanzungstätigkeiten in Aktion getreten sind.
Wer keinen guten Film machen kann, macht eben gleich einen schlechten und Species 2 ist ein guter schlechter Film. Alles spielt sich auf der B-Ebene ab. Schon die Marslandung zu Beginn sieht so schön billig aus. Auch die Schauspieler sind zum großen Teil aus der letzten Bank rekrutiert. Und Regisseur Peter Medak (immerhin: Romeo is bleeding ) gehört nicht zu den erfolgsverwöhnten Mitgliedern seines Berufstandes. Er inszeniert diesen Schwachsinns-Stoff um die sexgierigen Aliens mit genügend Distanz und Ironie, so daß die Angelegenheit zumindest für Genrefans vergnüglich werden kann. Michael Madsen karikiert sein eigenes Image und kommt aus dem coolen Stirnrunzeln gar nicht mehr raus. Schön auch die Verfolgungsjagd, in der die Helden wie ein Rentnerclub hinter dem Bösewicht hertraben. Ansonsten das übliche Rezept: Schießereien, Explosionen, Morphing und unglaubliche Mengen an klebrigen Schleim.

Martin Schwickert