DER SOLIST Künstlerpech Robert Downey Jr., Jamie Foxx und die Macht der Musik von der Straße Die Geschichte ist wahr und passt gut zu Weihnachten. Der Film sieht gut aus und wird nicht ganz rund. Ganz wie die Wirklichkeit. Steve Lopez ist Zeitungskolumnist in L.A. und fällt eines Tages vom Rad, damit man gleich sieht: Sein Leben ist aus der Spur. Schwer blessiert und knapp an Themen stolpert er über Nathaniel Ayers, einen Obdachlosen, der auf einer Geige wunderschön Beethoven in den Straßenschluchten spielt. Auf zwei Saiten, damit man gleich merkt: Jemand cleveres hat die echten Abenteuer von Lopez & Ayers anspielungsreich überarbeitet. Denn das Problem ist, dass sie keine Geschichte ergeben wollen. Steve wittert in Nathaniel einen Aufhänger, schreibt über ihn und trifft das weiche Herz der Stadt, die ein uneingestandenes riesiges Homeless-Problem hat. Eine gerührte Leserin stiftet ein Cello, ein gewiefter Bürgermeister erhöht den Sozialetat um ein paar Millionen, aber Nathaniel will nicht von der Straße weg, will nicht erzählen, wie er es als Ghetto-Kind mal an die beste Musikschule des Landes brachte, kann nicht enthüllen, was ihn aus der Bahn warf und zum schizophrenen Ex-Wunderkind machte. Stattdessen bemüht sich die Drehbuchautorin Susannah Grant ( Erin Brockovich ), Steves Hilfe für Nathaniel wie Nathaniels Hilfe für Steve klingen zu lassen. Steves Wunden verheilen, Steve wird durch regelmäßige Beethoven-Anwendungen ein besserer Mensch, und Robert Downey Jr. spielt seine Rettung ziemlich beeindruckend. Jamie Foxx hat es schwerer. Schon weil der echte Nathaniel außer Geige und Cello auch noch ein Dutzend anderer Instrumente konzertreif spielte, während Jamie nur ein bisschen Fingersatz mimen darf. Und weil er, wie die Filmfigur, eigentlich unverändert durch die Nicht-Geschichte treibt. Dafür hat Regisseur Joe Wright alle Hände frei, um die wundersame Kraft der Musik zu bebildern. Das wird mal etwas kitschig, mal ernsthaft zu Tränen rührend, wenn sich der große Ludwig Van aus der Skidrow erhebt und ein Haufen Freaks und Droogs, Dropouts und Straßenschläfer für einen Moment beim Zuhören wie im Himmel sind. Ein paar Film-Momente später rückt die Polizei ein und säubert den Distrikt, damit auch ganz bestimmt kein Weihnachtsmärchen daraus wird. Dieser Gestus brachte den Film wohl endgültig um jede Oscar-Chance, weil er jederzeit das persönliche Drama verlässt, um den Unterschied von Gosse und Konzertsaal zu betonen. Europäern dagegen kommt sicher die Diskussion darüber zu kurz, ob man verwirrte Genies zwangsbehandeln darf. Wing The Soloist. USA 2009. R: Joe Wright B: Susannah Grant K: Seamus McGarvey D: Jamie Foxx, Robert Downey Jr.
|