Small Town Murder Songs The Killer in me Ein kanadischer Kleinstadtthriller zum Gruseln Vielleicht ist es die geniale Zusammenführung der öden weiten Landschaften und der mächtigen, spirituell anmutenden Musik von Bruce Peninsula, der so klingt, als würde Tom Waits Gospel schreiben. Jedenfalls ist der Independent-Film Small Town Murder Songs erheblich gruseliger, als es Story und Inszenierung erwarten lassen. Eine Frauenleiche wird gefunden, nackt, irgendwo auf dem Feld. Der örtliche Polizeichef Walter (hier haben alle nur Vornamen) hat sehr schnell eine Vermutung, wer den Mord begangen haben könnte. Walter hat offensichtlich eine Vergangenheit. Der Film beginnt damit, dass er sich als Erwachsener noch einmal taufen lässt. Und trotzdem sagt ihm gleich danach jemand: Nur weil du jetzt getauft bist, bist du kein anderer Mensch. Und der örtliche Priester sagt ihm: Wir können uns nicht wirklich ändern, aber wir können lernen, unsere Impulse zu kontrollieren. Peter Stormare, der früher als Filmbösewicht etwa für die Coens (in Fargo) unterwegs war und seit Jahren in läppischen TV-Serien verheizt wird, spielt diesen Chief am Ende der Welt in seltsamer Abgehobenheit. Er kennt jeden im Dorf, aber er hat jede Verbindung verloren. Seinen zunehmenden Zorn hat er nur mühsam im Griff. Jeder grüßt ihn, aber die meisten haben Angst vor ihm. Offensichtlich ist vor gar nicht langer Zeit etwas passiert, das auch den Ermittlungsbeamten irritiert, der aus der Stadt angereist ist, um den Mord aufzuklären. Die Geschichte entwickelt sich millimetergenau wie man es erwartet. Und trotzdem ist dieser kurze Film über das Töten von einer ungeheuren Spannung getragen. Neben Peter Stormare, der hier die Rolle seines Lebens spielt, beeindruckt vor allem Jill Hennessy als Dorf-Schlampe, die als eher brave Pathologin Jordan Cavanaugh in Crossing Jordan bekannt wurde. Obwohl der Film so wirkt, als folge er einer Romanvorlage, entstammt er allein dem Genie von Ed Gass-Donnelly, der das Buch schrieb, inszenierte und den Film produzierte und schnitt. Die formale Strenge von Small Town Murder Song, wo jede Einstellung ein kleines Kunstwerk darstellt, erinnert an Winter´s Bone, einen anderen Independent-Thriller, der sich in einer kleinen, abgesonderten Gemeinschaft abspielt und seine Geschichte ziemlich überraschungsfrei erzählt. Weil es um die Handlung nicht geht. Sondern um das Brennen im Innern der Hauptfigur. Thomas Friedrich Kanda 2010 R, B, S: Ed Gass-Donnelly K: Brendan Steacy D: Peter Stormare, Jill Hennessy, Martha Plimpton, Aaron Poole, Ari Cohen
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