SKY CAPTAIN AND THE WORLD OF TOMORROW
Bilder-DJ
Ein Abenteuer mit dem Humor einer Festplatte
Mit der digitalen Bildgestaltung ist das Kino endlich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten angekommen. Doch die Fantasien der Filmemacher, die nun ungehindert über die Festplatte auf die Leinwand gepixelt werden können, werden dem technischen Innovationssprung nur selten gerecht. Mit Kerry Conrans Sky Captain kommt nun der erste Film ins Kino, der seine Schauspieler in ein komplett digitalisiertes Filmset hineinkopiert.
Für Jude Law und Gwyneth Paltrow fanden die Dreharbeiten in einem leeren Raum statt. Sie mussten Dialoge und Bewegungsabläufe innerhalb der vorgeschriebenen Markierung abliefern und sich Filmkulissen und Requisiten selbst herbei imaginieren: Die zehn Meter großen Blechroboter etwa, die in den 30er Jahren in Manhattan einmarschieren. Oder den gigantischen Flugzeughangar, in dem der tollkühne Weltenretterpilot Quartier bezogen hat.
Kerry Conran hat seinem Film einen futuristischen Retrolook verpasst. Dabei bedient er sich ungehemmt beim Expressionismus der 20er Jahre. Auch damals betrat das Kino etwa mit Fritz Langs Metropolis Neuland und koppelte sich mit seinen kunstvollen Kulissenbauten selbstbewusst von der Realität ab. Auch Conran wäre gerne ein bisschen avantgardistisch. Aber er ist wie alle Avantgardisten unserer Zeit nur ein DJ, der bereits Erfundenes neu anordnet und im Zitieren nach eigener Originalität strebt. Das ist schon in Ordnung, aber in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ein wenig enttäuschend.
Sky Captain sieht mit seinen stilvoll entsättigten Farbbildern, in denen sich manchmal nur der rote Lippenstift von Gwenyth Paltrow abhebt, sehr hübsch aus. Paltrow als mutige Journalistin und Jude Law als noch mutigerer Kampfpilot schmeicheln sich bestens in die Retrodesign-Oberfläche ein. Weniger erfolgreich versuchen sie das pointenreiche Beziehungsgeharke wieder auferstehen zu lassen, mit dem Katharine Hepburn und Spencer Tracy in den 40ern das Kino befeuerten. Eine Geschichte gibt es auch noch, aber die kann man eigentlich vergessen. Sie handelt von einer großen Weltverschwörung, die es zu vereiteln gilt, und der Machtergreifung eines Oberschurken mit dem Namen Dr.Totenkopf. Das Emblem, unter dem die SS im Zweiten Weltkrieg ihr Unwesen trieb, ziert Helme, Fahr- und Flugzeuge der feindlichen Blecharmee. Auf dieses historisch achtlose Zitat hätte Conran besser verzichtet.
Martin Schwickert
USA/GB/Italien 2004 R&B: Kerry Conran K: Eric Adkins D: Gwyneth Paltrow, Jude Law, Giovanni Ribisi
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