SKY FIGHTERS

Entmannt
Eine gallische Testosteronschau mit Flugeinlagen

Zwanzig Millionen Euro hat die französische Filmindustrie zusammengelegt, um endlich auch ein gallisches Äquivalent zu Top Gun vorweisen zu können. Sky Fighters (nach einer Comicvorlage von Jean-Michel Charlier und Albert Uderzo) zelebriert die Herren der Lüfte, die mit Überschallgeschwindigkeit in ihren Mirages über die malerischen Landschaften des Luberon brausen und dabei ihren Beitrag zum Kampf gegen den Terror leisten.
Die zerklüftete Handlung setzt ein, als bei einer Flugschau ein voll munitionierter Jet durchbrennt und die beiden Kampffliegerkumpel Antoine Marchelli (Benoît Magimel) und Sebastien Vallois (Clovis Cornillac) die Verfolgung übernehmen. Als das Flugzeug sie angreift, knallen sie - entgegen der hochoffiziellen Order - das 40 Millionen teure Objekt über dem Atlantik ab. Das gibt Ärger mit der versteiften Militärhierarchie und dem Geheimdienst in Form der zickigen Agentin Maelle Coste (Géraldine Pailhas). Die beiden Piloten werden von ihrem Dienst suspendiert, was in diesem Berufszweig einer schmerzhaften Entmannung gleichkommt. Aber natürlich geben die Helden nicht auf und decken eine terroristische Verschwörung zwischen amerikanischen Waffendealern und arabischen Terroristen auf, die sich gewaltsam und kriminell auf den neusten Stand französischer Flugzeugtechnik bringen wollen.
Die Plotverrenkungen, die Gérard Pirès anstellen muss, um möglichst viele malerische Flugsequenzen über wechselnden Landschaftsmotiven einzuflechten, stehen den Kapriolen seiner "Chevaliers du ciel" (so der französische Originaltitel) um nichts nach. Immerhin wurden hier die abenteuerlichen Luftaufnahmen nicht am heimischen Computer zusammen gepixelt, sondern eine gute, alte 35mm-Kamera mit Hilfe einer "Mirage 2000" in schwindelnde Höhen emporgehoben. Die halsbrecherischen Verfolgungsjagden der tollkühnen Männer mit ihren fliegenden Kisten sind flüssig geschnitten und gehen deutlich über das Videospielniveau des heutigen Actionkinos hinaus.
Das Drumherum allerdings ist von schmerzender Dümmlichkeit geprägt. Der vorhersehbare Verschwörungsplot sprengt die Grenzen der Logik mit Überschallgeschwindigkeit. Hauptdarsteller Benoît Magimel ertränkt seine Figur in der eigenen Eitelkeit. Die Dialoge glaubt man mitsprechen zu können, ohne den Film jemals zuvor gesehen zu haben. Und natürlich dienen die Frauenfiguren von der verbissenen Agentin, die durch die Affäre mit dem Flughelden zu einer lasziven Schönheit erblüht, über eine undurchsichtige US-Pilotin, die sich der Al Quaida schlampenmäßig an den Hals wirft, bis hin zu ihrer Kollegin, die im Nebenberuf Striptease-Tänzerin ist, nur dazu, das Pilotentestosteron am Kochen zu halten.
Nutzt aber alles nichts: Selbst in Frankreich schrammte das gallische Actionspektakel mit bescheidenen 1,2 Millionen Zuschauern noch gerade so an einer Bauchlandung vorbei.

Martin Schwickert
Les Chevaliers du ciel F 2005 R: Gérard Pirès B: Gilles Malençon K: Pascal Lebègue D: Benoît Magimel, Clovis Cornillac, Géraldine Pailhas