SHORT CUT TO HOLLYWOOD

Scheibchenweise

Selbstmord als Karrierehilfe: Die »Muxmäuschenstill«-Macher gehen schon wieder dahin, wo es richtig wehtut

Johannes Selinger (Jan Henrik Stahlberg) hat einen Traum. Der Berliner will Weltstar werden. Das lässt sich in Deutschland kaum realisieren, zumal Johannes vollkommen talentfrei ist. Der Weg zum ersehnten Erfolg führt deshalb nur über die Vereinigten Staaten. Gemeinsam mit seinen beiden besten Freunden begibt er sich als John F. Salinger auf den Weg. Der Plan ist simpel: Um ewigen Ruhm zu erlangen, will Johannes vor laufender Kamera sterben, häppchenweise: Zunächst lässt er sich den kleinen Finger abtrennen. Später folgt der ganze Arm. Die Operationen werden dabei in lüsternen Großaufnahmen eingefangen, um sie den Medien anschließend feilzubieten. Das sind Szenen, die nur schwer zu ertragen sind. Short Cut to Hollywood hält sich an keine Konventionen. Nach Muxmäuschenstill haben Hauptdarsteller Jan Henrik Stahlberg und Regisseur Marcus Mittermeier erneut einen sehr anarchistischen Streifen erschaffen. Stärken hat ihr Gemeinschaftswerk besonders dann, wenn es sich die Massenmedien vorknöpft. Überheblichkeit, Arroganz und die Bereitschaft, für eine Story über Leichen zu gehen, sind in diesem Zusammenhang die vorherrschenden Merkmale von Presse, Rundfunk und Fernsehen. Wer sich die heutigen Castingshows und Dokusoaps vor Augen führt, kann erkennen, dass jemand wie John F. Salinger im Bereich des Möglichen liegt.

Aus rein künstlerischer Sicht ist Short Cut to Hollywood kein Bravourstück. Die schauspielerischen Leistungen sind bisweilen ebenso dürftig wie Kameraführung und Storyentwicklung. Von den eingestreuten Musikvideos, in denen sich John F. Salinger als Sänger ausprobiert, ganz zu schweigen.

Doch auch dieser Dilettantismus gehört irgendwie zum Konzept. Wie "Muxmäuschenstill" ist "Short Cut to Hollywood" sicherlich ein Film für ein überschaubares Publikum. Dafür ist er erfrischend anders.

Oliver Zimmermann

USA/D 2007 R: Marcus Mittermeier, Jan Henrik Stahlberg K: David Hofmann D: Jan Henrik Stahlberg, Marcus Mittermeier, Christoph Kottenkamp