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Schneller Lieben
Ein Film über "Speed-Dating"
Endlose Kennenlerngespräch in verrauchten Cafés, romantische Spaziergänge an Flüssen und Seen, ein spätes Frühstück in zerwühlten Betten lassen sich im überquellenden Arbeits- und Terminplan eines modernen Mittzwanzigers kaum noch unterbringen.
"Speed-Dating" heißt die Alternative für die beziehungsfrustrierten Großstädter, die den mühsamen Prozess des Verliebens auf ein effizientes Maß herunterbrechen wollen. Fünf Minuten Zeit haben Mann und Frau, um sich selbst zu verkaufen und hinter die Fassade des anderen zu blicken.
Der Münchner Filmemacher Ralf Westhoff hat in dieser Form der Partner-Akquise zurecht ein spannendes Filmsujet entdeckt. Achtzehn gleichberechtigte Hauptfiguren führt er durch seinen ersten Spielfilm. Es gibt die Workaholics, die sich im Karrieredschungel plötzlich ihrer Einsamkeit bewusst werden, die Mauerblümchen, die sich wie ein liegengebliebener Schlussverkaufsartikel auf dem Wühltisch vorkommen, verbohrte Umweltaktivisten, die jeden harmlosen Smalltalk in eine ideologische Debatte verwandeln, und erfahrene Feministinnen, die den Geschlechterkampf nicht aufgegeben haben.
Westhoff hat sein Ensemble aus der jungen Münchner Theaterszene rekrutiert, den Akteuren bleibt nur wenig Zeit zur Selbstpräsentation. Das hat den nicht immer gewinnbringenden Effekt, dass sich alle mächtig ins Zeug legen und man sich manchmal wie bei einem Speed-Casting vorkommt.
Martin Schwickert
D 2006 R&B: Ralf Westhoff K: Helmfried Kober D: Sebastian Weber, Anna Böger, Felix Hellmann, 91 Min.
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