SHANG-HIGH NOON Komik im Detail Jetzt knüpft sich Jackie Chan den Wilden Westen vor Jackie Chan, der Kampfclown aus Hongkong, kommt nach L.A., um ein entführtes Kind zu retten, und muß sich auch noch mit einem schnellredenden Cop herumschlagen, den er aber braucht, weil der sich im Gegensatz zu ihm in Amerika auskennt. Das war Rush Hour . Das ganze hundert Jahre früher sieht dann so aus: Jackie Chan kommt in den Wilden Westen, um eine entführte Prinzessin zu retten und muß sich dann auch noch mit einem Revolverhelden herumschlagen, der sich in erster Linie als Maulheld erweist, den er aber braucht, weil ... Diesmal heißt es Shang-High Noon , und was will man sich an so viel unverfrorener Wiederholung stören, wo doch der Titel schon so spaßig ist? Schließlich sind Jackie-Chan-Filme vermutlich die letzten richtigen Genrefilme, und da müssen einige Konstanten stimmen - nicht nur das komödiantisch äußerst effektive Erledigen mehrerer Gegner zugleich mit den abseitigsten Hilfsmitteln, sondern auch die naseweise Einteilung des Personals in richtig nett und sowas von bitterböse, die rasant beiläufige Etablierung auch der bescheuertsten Plots und der exzessive Einsatz von Stich- und Schußwaffen, die aber nur dann Blut fließen lassen, wenn es am Ende richtig ernst zu werden droht. Zusätzliche Reibungswärme gibt es natürlich immer da, wo die Kulturen aufeinandertreffen, in Rush Hour war das mit Genuß ausgearbeitet, hier ist es zwangsläufig etwas oberflächlicher, dafür ist der Wilde Westen für eine Komödie mit erstaunlichem Detailrealismus nachgestellt, gerade wenn man sich als Vergleich den letztjährigen Blockbusterflop Wild Wild West vor Augen hält. Auch der chinesische Kaiserhof, an dem der Film beginnt, läßt eher an einen historischen Breitwandschinken denken als an Jackie Chan. Des weiteren gibt es ein Indianerlager und einen klassischen Western-Dampfzug zu bestaunen. Es scheint fast, als würden all die Dinge, die andere Filme pompös vor sich her tragen - majestätische Landschaftsaufnahmen, Massenszenen, Verfolgungsjagden zu Pferde - hier ganz nebenbei und zugleich viel eleganter erledigt. Denn eigentlich erwartet ja niemand von Jackie Chan atemberaubende Gebirgspanoramen und ähnliches. Was wir von ihm erwarten, bekommen wir auch, wenngleich nicht mehr in dem absurden Ausmaß seiner früheren Filme. Vielleicht wird er langsam älter oder hat sich entschlossen, einige der besten Momente seinem Partner zu überlassen. Ein jungenhaft sympathisches Großmaul, mit genau der richtigen Dosis Naivität und Selbstironie, gespielt von Owen Wilson. Nach bewährtem Rezept übernimmt Chan die Situationskomik und Wilson den Dialogwitz, so wie es in Rush Hour der stets überdrehte Chris Tucker tat, und gegen den hebt Wilson sich wohltuend ab. Wenn das Genrekino seine Unschuld verloren hat, so sind Jackie Chans Filme vermutlich das letzten Refugium des charmanten und harmlosen Amüsements. Und dieser ist ein gelungenes Exemplar, ein würdiger Nachfolger für Rush Hour und um Längen besser als der löchrige Mr. Nice Guy . Dietrich Brüggemann USA 2000. R: Tom Dey. B: Miles Millar, Alfred Gough. K: Dan Mindel. D: Jackie Chan, Owen C. Wilson, Lucy Alexis Liu, Brandon Merrill, 120 Min.
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