THE SENTINEL
Zum Abschuss frei Kiefer Sutherland bewacht schon wieder einen Präsidenten
Die Zahl derer, die sich ernsthaft um das Leben des derzeitigen US-Präsidenten sorgen, war wahrscheinlich lange nicht mehr so klein wie heute. Vielleicht ist The Sentinel eine Art Wiedergutmachungsgeschenk an Bush, der von den Filmschaffenden in Hollywood so offen wie kein anderer Präsident seit Nixon attackiert wurde.
Aber auch dieses Geschenk erweist sich bei genauerem Hinsehen als Mogelpackung. Zwar lässt Clark Johnsons Geheimdienstthriller das Publikum 108 Kinominuten lang um das Leben des amerikanischen Staatsoberhauptes bangen. Aber umgeben von einer Schar hyperprofessioneller Secret Service-Agenten, von deren aufopferungsvollen Tätigkeit der Film eigentlich berichtet, wirkt der mächtigste Mann der Welt eher wie ein schlecht ausgebildeter Politkomparse.
Dass einer seiner Beschützer auch noch eine Affäre mit der First Lady unterhält, trägt ebenfalls wenig zur Steigerung des präsidialen Ansehens bei. Pete Garrison (Michael Douglas) heißt der Mann. 1981 hat er beim Attentat auf Ronald Reagan eine Kugel abbekommen und gilt seitdem als zuverlässigster Mann im Secret-Service. Dass sein Personenschutzkonzept für die Präsidentengattin (Kim Basinger) etwas zu intim ausfällt, macht den Agenten verletzbar. Als der Verdacht aufkommt, eine nicht näher definierte terroristische Vereinigung plane mithilfe eines Maulwurfes im Secret-Service ein Attentat auf dem Präsidenten, fällt Garrison durch den Lügendetektortest und wird zum Verdächtigen. Er flüchtet, taucht unter und versucht, verfolgt von seinem früheren Kollegen und Intimfeind David Breckinridge (Kiefer Sutherland), das Komplott aufzudecken.
Als Mann zwischen den Fronten ist Michael Douglas hier wieder in seinem gewohnten Element. Die schreckgeweiteten Augen, die gerunzelte Stirn, mit der er kombinationsreiche Gedankengänge simuliert, der vermeintlich alterslose Körper, der jeden Wettlauf mit dem Bösen gewinnt - Douglas spielt diese Rolle im ironiefreien Auto-Pilot-Verfahren. Diese Routiniertheit passt sich bestens in ein Konzept ein, das an den Regeln des Genres klebt, ohne es variieren oder gar bereichern zu können.
Waren es in Clark Johnson Debüt S.W.A.T die wilden Kerle aus dem Sondereinsatzkommando, so sind es jetzt die coolen Jungs vom Secret Service, deren professionelles Imponiergehabe bis an den Rand der Lächerlichkeit (und darüber hinaus) zelebriert wird. Erneut zeigt der versierte TV-Regisseur, dass er durch seinen flüssigen Inszenierungsstil Spannung erzeugen kann, während es Story und Figuren deutlich an Tiefe fehlt.
Im Vergleich mit Wolfgang Petersens In the Line of Fire (1993) fällt Johnsons Personenschutzthriller deutlich ab. Clint Eastwood war nur zwei Jahre älter als er in der Rolle des in die Jahre gekommenen Secret Service-Agenten Frank Harrigan keuchend neben der Präsidentenkarosse herlief. Ein bisschen mehr Selbstironie könnte auch dem 61jährigen Michael Douglas nicht schaden.
Martin Schwickert
USA 2005 R: Clark Johnson B: George Nolfi nach einem Roman von Gerald Petievich K: Gabriel Beristain D: Michael Douglas, Kiefer Sutherland, Eva Longoria, Kim Basinger
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