SEHNSUCHT
Laien beim Lieben Zu diesem Film gab's eine Mail des PR-Büros, man möge den Begriff "Laiendarsteller" nicht verwenden...
Markus und Ella lieben sich schon wer weiß wie lang. Sie sind Romeo und Julia auf dem Lande, und das wahrscheinlich schon seit Kindertagen. Das Dorf, in dem die beiden wohnen, heißt Zühlen, irgendwo im nördlichen Brandenburg zwischen Seen und Kieferwäldern. Das junge Paar ist auf seine sehr stille Weise sehr glücklich miteinander. Man erkennt die Vertrautheit und die Zärtlichkeit im alltäglichen Umgang. Kein redseliges Hollywood-Glück, sondern ein sprödes, sehr brandenburgisches, das keine großen Worte braucht.
Wenn Markus in seiner Uniform der Freiwilligen Feuerwehr allein auf der Wiese angetrunken und selbstversunken zu Robbie Williams' "Feel" tanzt, sieht man, dass in diesem Mann noch eine diffuse Sehnsucht steckt, der er schon wenig später ganz konkret nachgibt. Rose heißt die Kellnerin, neben der er am anderen Morgen verkatert aufwacht, die er zu vergessen sucht, zu der es ihn immer wieder hinzieht, bis Ella, die er nicht weniger liebt, ihn verlässt.
Vollkommen entschlackt wirkt diese Liebesgeschichte. Auf Feuerwehrfesten und in Einkaufszentren in Brandenburg hat Valeska Grisebach (Mein Stern) ihr Ensemble gecastet. Schlosser, Krankenschwester und Kellnerin sind die Schauspieler auch im wirklichen Leben. Die emotionale Dichte, die Grisebach ihren Darstellern entlockt, ist im Vergleich zu all den behaupteten Gefühlen, die im Kino viel zu ausgiebig durchlebt werden, eine kleine Sensation; so wie die wunderbare Schlusswendung, die das dokumentarische Drama sanft ins Reich der Märchen katapultiert.
Martin Schwickert
D 2006 R&B: Valeska Grisebach K: Bernhard Keller D: Andreas Müller, Ilka Welz, Anett Dornbusch
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