THE SCORPION KING

Plastik-Indianer

Der Angriff des Klon-Kriegers

Ihr habt es nicht anders gewollt. Weil die Nebenfigur des eigentlich eher ekligen Skorpion-Königs in Die Mumie II so viel Fan-Post kriegte, entschloss man sich zu diesem Ableger. Und weil man das Geld für digitale Monster-Effekte sparte, blieb genug Etat übrig, um Dwayne "The Rock" Johnson ein bisschen richtige Schauspielerei beizubringen. Ja man hat ihm sogar die Bühnen-Posen aus dem Wrestling-Zirkus, mit dem er sich zum amerikanischen Volkshelden hoch-prügelte, weitgehend abtrainiert. The Rock haut als Scorpion King eben nicht mit dem Stuhl zu, der neulich noch in Shrek so schön zitiert zersplitterte.
Aber sonst schlägt er mit allem um sich, und er schlägt sich mit allen um ihn herum. In einer Zeit, weit vor den Pyramiden, ist er Mathayus, einer der letzten seines Stammes von Elite-Killern. Er wird von einer Barbaren-UNO engagiert, um einen Tyrannen zu ermorden, der die Vielvölkerei der Urzeit mit Gewalt in einen modernen Staat zu verwandeln droht. Genauer: erstmal dessen Hof-Hellseherin, die dem Fiesmöpp immer voraussagt, wo sich eine Schlacht gewinnen lässt. Das Attentat misslingt (aus simplem Verrat, nicht wegen einer Vision), das Opfer rettet den Täter vor der Erschiessung, und natürlich kriegen sich die beiden am Ende.
Bis dahin mutiert der tragische Hauklotz zum Helden mit Botschaft: du kannst dein Schicksal selbst gestalten. Jedenfalls dachten sich gleich drei Drehbuchautoren das so, hatten dann aber doch mehr Spass daran, naive B-Picture-Gimmicks aller Genres durch den Wüstensand zu schleifen. Will Rogers' kluges Pferd ist ein Kamel, die Jedi-Laser-Schwerter werden zu Flammen-Säbeln, Bonds Q erfindet das Schwarzpulver, Errol Flynns Kronleuchter-Aufzug, Flash Gordons Mutprobe, Winnetous Anschleich-Überfälle, Nibelungen-Rüdiger allein vor tausend Feinden ... und natürlich die umwerfende Frau, für die wir Jungs notfalls auch die Welt vor der Zivilisation retten.
Bloß blöd, dass die immer einen Fetzen Stoff vor den dramatischen Punkten hat. Die Frau, und die Zivilisation, denn der Film will ums Verrecken nicht barbarisch wirken. Nur ein bisschen mit den Muskeln von Johnson, Michael Duncan (der Green Mile -Gigant) oder Ralf Möller (stirbt schnell) spielen. Deshalb auch fährt fast jedes Schwert nur im Off ins Fleisch der Feinde. Feige?
The Sorpion King ist ein Kunstprodukt, ein Plastik-Indianer. Und die bluten nun mal nicht das Kinderzimmer voll. The Rock ist genau der richtige Jungens-Ersatz dafür. Sein glatter Körper quält sich nicht, wie Schwarzenegger vom ersten Film an, seine Stoik verbirgt nichts, wie Eastwood etwa, von dem er eine Szene klaut ... es ist alles nur Oberfläche. Aber was ist daran so schlimm?

WING

USA 2002. 86 Min. R: Chuck Russel, B: William Osborne, David Hayler, Stephen Sommers, D: Dwayne Johnson, Steven Brand, Kelly Hu u.a.