THE SCORE

Der letzte Coup

Robert DeNiro, Edward Norton und Marlon Brando als Gaunertrio mit Generationsproblemen

Fünfundzwanzig Berufsjahre ohne Knastunterbrechung hat der erfahrene Juwelendieb Nick (Robert DeNiro) vorzuweisen. Jetzt will er in Rente gehen und sich nur noch um seinen Jazzclub in Montreal und die Lebensabschnittsgefährtin Diane (Angela Bassett) kümmern. Dann lässt er sich von seinem Freund und Hehler Max (Marlon Brando) den berühmten letzten Coup aufschwatzen. Das kostbare Goldzepter liegt in einem hochgesicherten Zollgebäude mitten in Montreal und kann nur mit dem Insiderwissen des Nachwuchsganoven Brian (Edward Norton) entwendet werden. Damit verstößt das Projekt gegen Nicks ehernes Regelwerk, immer allein und nie im eigenen Land zu stehlen. Widerwillig lässt sich der alte Profi auf die Arbeit mit dem Jungspund ein, und bis zum Schluss steht der gemeinsame Plan durch das Misstrauen zwischen den Generationen auf dem Spiel.

Regisseur Frank Oz hat sich bisher mit leichter Komödienware ( In & Out / Bowfingers große Nummer ) in Hollywood über Wasser gehalten. Mit The Score wechselt er nun ins Thriller-Genre und setzt dabei auf Nummer sicher. Die Story vom letzten großen Coup ist ein Klassiker. Die Konzentration auf Planung und Druchführung eines einzigen Verbrechens ist in Zeiten, in denen sich das Genre mit rivalisierenden Gangsterkollektiven in immer undurchsichtigeren Plotstrukturen verläuft, fast schon ein altmodisches Vorhaben. The Score beschwört die traditionellen Werte des Diebesberufes und verzichtet auf adrenalinsteigernde Effekte und den Einsatz von Schusswaffen. Auspähen und abräumen - Diebstahl ist hier eine handwerkliche und keine militärische Angelegenheit. Manchmal erforschen die Protagonisten etwas zu lange die Pläne von Schaltanlagen und Kanalisationszugängen, aber über dramaturgische Hänger tröstet der entspannte Jazz-Soundtrack von Howard Shore hinweg. Die Spannung entsteht durch die Charakterkonstellation. Mit Marlon Brando, Robert DeNiro und Edward Norton versammelt sich die Champions League des Schauspielgewerbes vor der Kamera. Der Generationskonflikt zwischen den Ganoven spiegelt sich in den unterschiedlichen darstellerischen Herangehensweisen wider. Während der junge Norton kräftig herumstrampelt, spielt DeNiro den schweigsamen, erfahrenen Profi mit routinierter Gelassenheit. Der massige Marlon Brando wiederum scheint für seine exzentrischen Kurzauftritte aus dem Nirwana zurückzukehren und vernuschelt genial, souverän und leicht debil ganze Dialogpassagen. Norton, DeNiro und Brando können sich komfortabel in ihren Charakteren einrichten. Frank Oz verlässt sich auf sein Triumvirat und gibt die Regie-Zügel aus der Hand. Herausgekommen ist ein vor sich hinschnurrendes Genrestück, das die eigenen Ressourcen schont und hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt bleibt.

Martin Schwickert

USA 2001 R: Frank Oz B:Kario Salem, Lem Dobbs, Scott Marshall Smith K:Rob Hahn D: Robert De Niro, Marlon Brando, Edward Norton, Angela Bassett