SCHWESTERHERZ

Leerer Wahn

Erfolg macht nicht glücklich, sagt Heike Makatsch. Und die muss es wissen.

In ihrer Zeit als "Viva"- und "Bravo TV"-Moderatorin war Heike Makatsch der Prototyp des immer gut gelaunten, erfolgreichen Girlies. In Schwesterherz, für den sie erstmals auch das Drehbuch mitverfasste, zeichnet sie nun ein Porträt der eigenen Frauengeneration, die sich bedingungslos der beruflichen Karriere verschrieben hat und verkatert aus dem Traum ewiger Jugendlichkeit erwacht.
Anne ist Mitte Dreißig und als Musikproduzentin auf der Karriereleiter ganz nach oben geklettert. Mit ihrem Freund Phillip führt sie eine moderne, unverbindliche Beziehung, die den beiderseitigen Bindungsängsten Rechnung trägt. In einem Anfall von Großherzigkeit hat sie ihrer fünfzehn Jahre jüngeren Schwester an der spanischen Costa Blanca einen gemeinsamen Urlaub spendiert, der sie aus dem Workaholic-Alltag herausreißt und auf sich selbst zurückwirft.
Schnell erkennt Marie, dass die große Schwester nicht wirklich die tolle Powerfrau ist, die sie immer bewundert hat. Hinter der Fassade des Erfolgs hat sich Anne längst in bitteren Zynismus und zünftigen Drogenkonsum geflüchtet.
Ein wenig zu prototypisch setzt Regisseur Ed Herzog (Almost Heaven) den Schwesternkonflikt in Szene. Die Fremdheit der Geschwister ist offensichtlich, von dem gemeinsamen familiären Ursprung, der den Konflikt mehr Brisanz geben könnte, sieht man wenig. Die Figur der Marie dient hier vornehmlich als Spiegel für die kriselnde Karrierezicke.
Als Porträt einer Frauengeneration, die in einem brausenden Leben zwischen Karriere und Party die eigene Identität aus dem Auge verloren hat und nun plötzlich den Anforderungen des Jugendwahns nicht mehr entsprechen kann, funktioniert der Film trotzdem. Heike Makatsch zeigt auch hier wieder Mut zu Fragilität und offenem Spiel. Nur manchmal hat man das Gefühl, dass sie zu nahe an die eigene Biografie herangerät, von der sie sich ein wenig zu deutlich distanzieren will.

Martin Schwickert

D 2006 R: Ed Herzog B: Heike Makatsch, Johanna Adorján K: Sebastian Edschmid D:Heike Makatsch, Anna Maria Mühe, Sebastian Urzendowsky