»DIE SCHWÄCHEN DER FRAUEN« Leben mit 40
Der erste Sommerfilm des Jahres ist da Eigentlich kommt dieser Film viel zu früh in die Kinos. Denn Die Schwächen der Frauen des portugiesischen Regisseurs Luis Galvao Teles ist ein Sommerfilm. Die angenehmen mediteranen Temperaturen vom sommerlichen Lissabon machen sich in den Bildern breit, und ebenso wohltemperiert erzählt der Film von seinen fünf weiblichen Hauptfiguren. Wenn nachts um drei der Wecker klingelt, setzt Linda (Carmen Maura) ihren langjährigen Liebhaber vor die Tür. Linda ist eine Frau mit Prinzipien und kann einfach nachts nicht neben einem Mann einschlafen. Als TV-Moderatorin arbeitet sie zur Zeit an einer Reportage zu den "Drei geheimen Wünsche der Frauen ab 40" - eine Altersgruppe zu der Linda genauso gehört wie ihre Freundinnen. Gemeinsam ist den Damen, daß sie mit beiden Beinen erfolgreich im Beruf stehen und daß sie ihr Leben ohne Ehemänner gestalten. Da ist die exaltierte, sexuell hochaktive Schauspielerin Branca (Guesch Patti), die Berge von Geld und viele knackige Männerärsche auf ihr Wunschliste setzt. Sie weigert sich, auf der Bühne das Wort Verantwortung auszusprechen und die Erziehung ihrer Tochter überläßt sie den überforderten Großeltern. Chloé (Marisa Berenson) - Besitzerin eines Schönheitssalons - macht sich wenig aus Männern, darum umso mehr aus Branca. Mit ihrer kühlen Beherrschtheit steht sie sich jedoch bei Annäherungsversuchen selbst im Wege. Eva (Miou-Miou) ist Professorin für Literatur und hat sich nach dem frühen Tod ihres Mannes hinter Bücherberge geflüchtet. Ein junger Student lockt sie mit verliebten Augen und heimlichen Geschenken aus ihrem Versteck. Unpassenderweise ist der jugendliche Liebhaber der Sohn ihrer Freundin Barbara. Barbara (Marthe Keller) ist geschieden und betreibt seitdem einen Partyservice. Sie will immer noch am liebsten ihren früheren Mann zurück. Der Tumor in ihrem Kopf wächst täglich, und ihr einziger Wunsch ist es, nicht alleine zu sterben. Die Konstellation würde genug Stoff für Turbulenzen im Stile von Almodovars Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs geben. Aber Regisseur Teles dämpft die Komödie ab und vermeidet alle hysterischen Eskapaden. Die Schwächen der Frauen wirkt eher wie ein Film von Francois Truffaut. Galant umwirbt die Kamera das internationale Darstellerinnen-Quintett. Der Film ist in erster Linie ein großes Kompliment an die hochkarätige Riege der Schauspielrinnen, in der v.a. die französische Sängerin Guesch Patti als Filmdebütantin heraussticht. Mit überzeugender Leichtigkeit portraitiert der Film eine Generation von Frauen, für die die Hoffnung auf ewige Jugend langsam der Sorge vor dem Altwerden weichen muß. Und wie der Titel erahnen läßt, entpuppen sich dabei deren vermeindliche Schwächen als die eigentlichen Stärken.
Martin Schwickert
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