SCHRÖDERS WUNDERBARE WELT
Wilder Osten
So retten wir den Osten: Ein Tropenparadies auf Braunkohle.
In Tauchritz, für Tauchritz, aber nicht nur für Tauchritz" lautet Schröders Parole. Der angehende Geschäftsmann kehrt in seinen Heimatort im deutsch-polnisch-tschechischen Grenzgebiet zurück, um der Region ihr eigenes Wirtschaftswunder zu bescheren. In der eventfreien Zone zwischen abgebaggerten Braunkohlevorkommen und Zittauer Gebirge soll nach Frank Schröders Vision mit Hilfe eines amerikanischen Investors ein künstliches Tropenparadies entstehen.
Nun ist der kleine Schröder wieder zu Hause, wird vom großen Bruder geärgert, von der Mutter mit Fleischbergen und Klößen gemästet und versucht, die lethargischen Einheimischen von dem gigantomanischen Plan zu überzeugen. Zögernd willigt sein Vater, der Bürgermeister des Ortes, in das Projekt ein, obwohl er mit dem Bau eines "Hamams" im Keller beschäftigt ist.
Sein tschechischer Kollege Janaçeck hingegen sieht in dem Tropenparadies einen Akt wirtschaftlicher Aggression. Der polnische Ingenieur Krukovsky, aus dessen Kraftwerk die Energie für den "Lagunenzauber" geliefert werden soll, verschanzt sich hinter technischen Problemen. Schröders Alt-Nazi-Onkel Wigbert wiederum sabotiert die trilaterale Kooperation durch revanchistische Guerillaaktionen.
Nach seinem viel beachteten Debüt Schultze gets the Blues taucht Michael Schorr erneut ein in die lakonische Realität ostdeutscher Randgebiete. Anders als in "Schultze", in dem sich Schorr auf eine Hauptfigur und seinen wunderbaren Hauptdarsteller Horst Krause konzentrierte, versucht er hier ein ganzes Arsenal schräger Charaktere durch die verlassenen Landschaften der deutsch-tschechisch-polnischen Grenzregion zu führen. Die aufgesetzte Komik und der dahin stolpernde Plot wollen nicht so recht mit der spätherbstlichen Melancholie der Cinemascope-Bilder verschmelzen. Geradewegs führen die ungenauen Figurenzeichnungen in enttäuschende Stereotypen und sattsam bekannte Wild-Ost-Klischees.
Martin Schwickert
D 2006 R&B: Michael Schorr K: Tanja Trentmann D: Peter Schneider, Karl-Fred Müller, Gitta Schweighöfer, 114 Min.
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