Die Schöne und das Biest Phantasie und Schlachtenlärm Die Neuverfilmung verspielt ihren intimen Charme in überflüssigen Fantasyeffekten Die Schöne und das Biest" von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve ist in Frankreich eines der populärsten Volksmärchen. Jean Cocteau hat es zum ersten Mal in seiner poesievollen Schwarz-Weiß-Adaption auf die Leinwand gebracht. Es folgten zahllose Verfilmungen, von denen die Zeichentrickversion aus dem Hause Disney wohl die bekannteste ist. Nun hat sich der französische Regisseur Christophe Gans noch einmal des Stoffes angenommen und legt das Märchen voll und ganz als Fantasy-Spektakel an. Die Vorgeschichte des Kaufmannes, der sein ganzes Vermögen verliert, in einem scheinbar verlassenen Schloss am Wegesrand zu neuem Reichtum kommt, bis er jene verhängnisvolle Rose für seine Lieblingstochter pflückt, wird noch in einem historisch-realistischem Modus bebildert. Aber mit dem Eintritt Belles in das Schloss des unansehnlichen Landesfürsten, geht Gans mit Ausstattung und Effekten in die Vollen. Dazu zählen nicht nur die kapriziösen Kleider, die Bells zarte Schönheit malerisch umrahmen, sondern auch das digitale Dekor, mit dem hier der märchenhafte Luxus in den Schlossgemächern ins Bild gefasst wird. Dabei findet Gans im überbordenden Design durchaus seinen eigenen Stil, der sich deutlich von amerikanischem Fantasy-Kitsch unterscheidet und den notwendigen Mut zur Überzeichnung findet. Weniger gelungen hingegen ist die digitale Löwenmaske, hinter der sich Vincent Cassel als Biest verstecken muss. In den unmaskierten Rückblenden kommt sein Tier im Manne deutlich besser zur Geltung als im illustren Kater-Outfit. Und so gehört der Film vornehmlich Léa Seydoux, die die unschuldige Jungfrau, die sich anstelle ihres Vaters dem Biest als Opfer anbietet, als erstaunlich willensstarkes Wesen verkörpert. Solange sich Gans auf den Kern der Geschichte um die Beseelung der Bestie durch weibliche Furchtlosigkeit konzentriert, entwickelt seine Märchenadaption durchaus ihren opulenten-originellen Charme. Holt er jedoch weiter aus und ergänzt die Story durch eine ach so süße Hundebande, finstere Bösewichte, monströse Wächter und eine obligatorische Schlachtsequenz zwischen Gut und Böse, verliert sich die Intimität der Geschichte bald im dröhnenden Spektakel. Wieder ein Film, der es zu vielen recht machen will und dabei die eigene, kreative Identität verspielt. Martin Schwickert La belle et la bête F 2014 R: Christophe Gans B: Christophe Gans, Sandra Vo-Anh K: Christophe Beaucarne D: Vincent Cassel, Léa Seydoux, André Dussollier 112 Min.
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