DAS SCHLOSS IM HIMMEL Einfach fliegen Ein frühes Meisterwerk des Anime-Künstlers Hayao Miyazaki Während sich Hollywood der computergenerierten 3D-Zukunft widmet, ist in Japan der Erfolg zweidimensionaler Animationsfilme ungebrochen. Mit Das Schloss im Himmel (1986) kommt ein frühes Meisterwerk des japanischen Anime-Künstlers Hayao Miyazaki in die deutschen Kinos. In Japan ist Miyazaki längst zum Kultregisseur avanciert, auch die westliche Filmgemeinde hat sich inzwischen in Venedig mit dem Golden Löwen fürs Lebenswerk vor dem Meister verneigt. Schaut man sich Das Schloss im Himmel an, wird einem die fundamentale Einfallslosigkeit des Animationskinos à la Hollywood klar. Einzig die Pixar-Studios, die sich selbst als Miyazaki-Fans bezeichnen, können mit dem überbordenden Ideenreichtum und der stilistischen Konsequenz mithalten, die Miyazakis Trickfilmuniversum auszeichnen. Das Schloss im Himmel erzählt die Geschichte des Waisenmädchens Sheeta, das einen Zauberstein um den Hals trägt. Buchstäblich vom Himmel fällt Sheeta direkt in die Arme des Bergarbeiterjungen Pazu. Hinter dem magischen Stein sind nicht nur eine Hand voll illustrer Luftpiraten her, sondern auch ein zwielichtiger Regierungsbeamter. Genau wie Sheeta ist dieser Nachkomme eines Luftfahrervolkes, das - so will es die Legende - auf einer fliegenden Insel Laputa gelebt hat. Miyazaki hat die Handlung zur Zeit der industriellen Revolution angesiedelt. Die Häuser der Bergarbeiter kleben an den Felswänden riesiger Schluchten. Mit liebevollen Details wurden die dampfbetriebenen Flugmaschinen entworfen, mit denen sich Piraten und Regierungsbeamte wilde Verfolgungsjagden liefern. Aber Das Schloss im Himmel ist keine Aneinanderreihungen von Actionszenen, wie man sie heute allzu oft im Trickfilm sieht, sondern eine fantastisch bebilderte Geschichte, in der Versatzstücke aus Mythen, Märchen, Abenteuerromanen und den Science Fiction-Klassikern von Jules Verne zu einem eigenen Fantasieuniversum zusammengebaut werden. Martin Schwickert Tenkuu no Shiro Rapyuta Japan 1986 R&B: Hayao Miyazaki
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