Schilf

Zurück zur Zukunft

Ein Quantenmechanik-Thriller

Der kleine Junge steckt seine Ratte in einen Karton und fragt: "Pauli lebt da drin und gleichzeitig auch nicht?" Kinder von Quantenmechanikern haben es nicht einfach, wenn ihr Vater an die Existenz von Paralleluniversen glaubt.

Der Physikprofessor Sebastian Wittich (Mark Waschke) ist ein Verfechter der "Viele-Welten-Theorie", die sein langjähriger Freund und Studienkollege Oskar Hoyer (Stipe Erceg) für eine spinnerte Science-Fiction-Vision hält.

Die beiden hochbegabten Wissenschaftler waren einmal allerbeste Freunde, bis die Wege der Forschung sie auseinanderdriften ließ. Während Sebastian als Professor an der Universität seine Theorien weiterentwickelt, betreibt Oskar im hoch renommierten Genfer CERN-Institut physikalische Grundlagenforschung am Teilchenbeschleuniger.

Eine wissenschaftliche TV-Sendung, in der die beiden Freunde gemeinsam auftreten sollen, endet im Eklat, aber Sebastian hat schon bald sehr viel gewichtigere Sorgen. Auf dem Weg ins Pfadfinderlager wird sein Sohn an einem Autobahnparkplatz entführt, und der Erpresser lässt die telefonische Botschaft übermitteln: "Dabbeling muss weg".

Ralf Dabbeling (Paul T. Grasshoff) ist nicht nur der allzu regelmäßige Radsportpartner von Sebastians Frau, sondern auch als Chefarzt in einen Krankenhausskandal verwickelt. Sebastian macht sich daran die Forderung zu erfüllen und gerät durch seine Tat in ein immer komplexeres Netz aus Schuldverstrickungen, Wirklichkeitsverschiebungen und parallelen Welten.

Claudia Lehmanns Schilf - nach dem gleichnamigen Bestsellerroman von Juli Zeh - will vieles auf einmal sein: Kriminalfilm, Wissenschaftsthriller, Physiknachhilfestunde, ein Film über Freundschaft, Liebe, die Grenzen der eigenen Wirklichkeit und die Möglichkeiten, die dahinter liegen.

Zeitreisen und Parallelwelten sind im Kino zum Alltag geworden. Man hätte allerdings von einem Film, der über die Begrenztheit der menschlichen Wahrnehmung im Großen und Ganzes des Universums nachdenkt, bei der Wahl seiner filmischen Mittel etwas mehr Experimentierfreude erwartet.

Martin Schwickert

D 2012 R: Claudia Lehmann B: Leonie Terfort, Claudia Lehmann nach der Romanvorlage Juli Zeh D: Mark Waschke, Stipe Erceg, Bernadette Heerwagen