SCHÄNDUNG

Dunkler Derrick

Reiche Dänen gehen über Leichen im zweiten Film nach Jussi Adler-Olsen

Es regnet noch immer in der düsteren Welt des Sonderdezernats Q, mit dem es Jussi Adler-Olsen zum erfolgreichsten Schriftsteller Dänemarks brachte. Seit fünf Romanen und nun im zweiten Film hockt der unbeliebte Kriminalpolizist Carl M›rck im Keller, sortiert Akten und hat allerlei persönliche Probleme.

Aber er hat auch einen syrischen Kollegen, der für Humor zuständig ist, und eine gewitzte Assistentin, die scheinbar die ganze Arbeit macht. Denn völlig überraschend stecken hinter einem toten Ex-Kollegen, den alle nur für senil und suizidal halten, ein alter Fall und ein Abgrund von Verderbtheit. Vor 20 Jahren erschlug jemand zwei Jugendliche, ein dritter bekannte sich schuldig, bekam den teuersten Rechtsanwalt des Landes und war nach kurzem wieder frei.

Da weiß jeder Krimikenner sofort, dass eigentlich ein Schnösel aus der Oberklasse Schuld ist und sich einen Sündenbock kaufte. Erschüttert erzählt uns Regisseur Mikkel N›rgaard in stetigen Rückblenden, wie Wohlstandskinder im Internat alle Sitten fahren lassen. Mit Sex, Drogen und Pennerklatschen würzen sie ihre knappe Freizeit und sind auch erwachsen noch böse. Was genau passiert ist, erfährt der Zuschauer immer etwas vor dem Polizisten. Warum etwas passiert ist, reimen sich beide frühestens im Nachhinein zurecht, aber dass wir jetzt sofort in die Villa des Teufels einbrechen müssen, beweisen die Bilder hauptsächlich durch ihre drückende Atmosphäre.

Weniger entschlossen als zerschlagen schleppt sich Carl von einen Sündenpfuhl in den nächsten, und deckt auf, was wir seit der Erfindung des Skandinavienkrimis durch Sjöwall/Wahlöö alle wissen: Wer das dickste Auto fährt, hat bestimmt auch die dreckigste Weste. Da muss der Polizeipräsident gar nicht erst persönlich anregen, diesen Fall nicht weiter zu verfolgen.

Aber muss Mikkel N›rgaard die trotz aller Raffungen gegenüber der Vorlage immer noch langsame Höllenfahrt deshalb so unentschieden zwischen großem Thriller und Fernsehserie inszenieren? Man redet ein bisschen, man übertritt ein paar Geschmacksgrenzen, dann redet man wieder etwas, und immer wieder reichte unübersehbar nicht nur das Geld der Koproduktion mit dem ZDF nicht aus.

Wing

Fasandræberne D/S 2014. R: Mikkel N›rgaard B: Nikolaj Arcel, Rasmus Heisterberg K: Eric Kress D: Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pilou Asbæk, David Dencik, Danica Curcic, Sarah-Sofie Boussnina, 120 Min.