»SAMURAI FICTION«

Such das Schwert!

Klassischer Samurai-Konflikt: Wer hat Großvaters Brotmesser?

Das Schwert des Shogun wird gestohlen und muß wiederbeschafft werden - diese traditionsreiche Standardsituation ist Ausgangspunkt eines prächtigen visuellen Feuerwerks, an dessen Ende nicht weniger als die gelungene Modernisierung des japanischen Samurai-Films steht. Passend zur Konventionalität des erzählerischen Auslösers gibt Hiroyuki Nakano, der seinen Ruhm vor allem der Inszenierung von Musikvideos verdankt, seinem ersten Spielfilm auch den schlichten Titel Samurai Fiction .
Der Schwertdieb wird verfolgt vom jungen Hitzkopf Heishiro und dessen Freunden Suzuki und Kurosawa (die Wahl der Namen berühmter japanischer Regisseure ist keineswegs zufällig, sondern Ehrenbezeugung). Nach einem ersten Zusammentreffen verwundet, landet Heishiro bei dem Ronin Mizoguchi und dessen Tochter Koharu, die alles versuchen, ihn vom Weg der Rache auf den Pfad des Friedens zu führen. Hier bekommt Samurai Fiction auch seine ehrenwerte moralische Stoßrichtung. Die Erneuerung des Genres gelingt Nakano also weniger mit der Einführung innovativer Handlungselemente als vielmehr durch deren formale Umsetzung. Insbesondere aber ist die ausgezeichnete Musik Tomoyasu Hoteis zu nennen, die mühelos den Bogen von klassisch im Samurai-Film eingesetzten Trommelrhythmen zur machtvoll dröhnenden Rockgitarre schlägt und dem Geschehen eine ganz eigene Dynamik verleiht. Der japanische Popstar Hotei kann in der Rolle des Schwertdiebes Kazamatsuri auch beweisen, daß er mit Gitarre wie Schwert gleichermaßen virtuos umzugehen weiß. Darüberhinaus bilden seine hochgewachsene Gestalt, sein finster verschlossenes Gesicht und die Gemessenheit seiner Bewegungen ein ehrfurchtgebietendes Gegengewicht zu allerlei Knallchargen, die in seiner Umgebung ihr komisches Unwesen treiben.

Alexandra Seitz