SABAH
Bauchtanz & Badekappe Eine sanfte Multi-Kulti-Liebeskomödie
Die Regisseurin und Autorin ist "Kind arabischer Eltern", die Hauptdarstellerin ist mit Kanadas wichtigstem Filmkünstler verheiratet. Da hätte Sabah leicht ein schweres, ernstes Stück werden können. Geht es doch darum, dass die Araberin Sabah, 40, von Kind an fürsorgende Tochter ihrer kränkelnden Mutter, sich zum ersten mal verliebt. Ausgerechnet in einen kanadischen Tischler, der Holzkreuze für Kirchen baut. Obwohl er gar nicht an Gott glaubt.
Sabah ist aber durchweg leicht und nett geworden, eine romantische Komödie, die Integrationsbeauftragte beim Sommerfest zeigen können. Auf die Gefahr, von Emanzipations-Hardlinern beider Kulturen als Weichspüler verurteilt zu werden.
Sabahs fast rein weibliche Familie (Mutter, Bruder, Schwestern, Schwägrin und Nichte) lebt halb-assimiliert in Kanda. In der Öffentlichkeit tragen die Frauen manchmal Kopftuch (Sabah immer), im Wohnzimmer tanzen sie Bauch (Sabah muss das erst lernen). Und manchmal fällt ihnen auf, dass sie zuhause in Syrien, als der Vater noch lebte, viel weltoffener waren als hier in der Fremde. Vor allem Sabah.
Allerdings hat der Bruder ihr zum 40. Geburtstag ein Bild aus Kindertagen geschenkt: der Vater mit der Tochter beim Baden im Meer. Schritt für Schritt traut sie sich nun ins Freie. Sie geht nach Jahrzehnten wieder erstmals Schwimmen, sie lernt einen Mann kennen, sie erschwindelt sich Freiräume für Rendezvous, sie färbt sich die grau werdenden Haare.
Natürlich ist der Bruder dagegen. Er besteht auf der Tradition, er kontrolliert alle Konten, aber er ist ein gefangener Tyrann. Später stellt sich heraus, dass er auch sein eigenes Glück der Tradition opferte.
Tiefere Kultur-Fragen stellt weder Sabah noch Sabah. Dass ihr romantic interest Schweinefleisch und Wein auffährt, geht als lustiger Fauxpas durch, dass angebliche Christen und Moslems anderswo aufeinander einschlagen, kommt gar nicht vor. Stattdessen spielt die Regisseurin von Anfang an orientalische Lebensfreude gegen Gesetzesstrenge aus. Und viele sinnliche, kluge, mutige Frauen, selbst vorübergehend irrende, gegen ein paar eindimensionale Männer.
Sabah geht rundum gut aus. Die Liebe siegt. Dass darf man durchaus unrealistisch finden. Aber schön wär es doch.
WING
Kanada 2005, R/B: Ruba Nadda, K: Luc Montpellier, D: Arsinée Khanjian, Shawn Doyle, Jeff Seymour, Fadia Nadda, David Alpay, Kathryn Winslow
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