Rubbeldiekatz

Rollenspiele

Detlev Buck verlegt Charleys Tante nach Babelsberg

Nachdem sich Detlev Buck in seinen letzten beiden Filmen Knallhart und Same Same But Different ernsten Themen gewidmet hat und bevor er mit der Verfilmung von Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt in die Gefilde einer historischen Literaturadaption abtaucht, geht er es mit Rubbeldiekatz noch einmal etwas leichter an.

Das Skript hat er gemeinsam mit Anika Decker verfasst, die sich mit den Drehbüchern von Til Schweigers Keinohrhasen und Zweiohrküken auf dem Gebiet der Mainstream-Komödie profiliert hat. Die Geschichte kommt als deutsche Tootsie-Variation daher, in die eine Prise Mel Brooks und eine große Portion vom heimischen Beziehungskomödienhumor eingerührt werden.

Der allgegenwärtige Matthias Schweighöfer spielt den erfolglosen Schauspieler Alex Honk, der in einer Off-Theater-Inszenierung von Charleys Tante vor einem Ü-60-Publikum reüssiert und mit seinen Brüdern in einer heruntergekommenen Männer-WG haust. Aber dann zieht sein Manager-Bruder Jürgen (Detlev Buck) ein Casting für eine echte Hollywood-Produktion an Land. In den Babelsberger Filmstudios dreht ein amerikanischer Kultregisseur, der an Tarantino erinnert, einen Nazi-Film, und Alex wird, weil er auf seiner Webpage nur als "Charleys Tante" zu sehen ist, für die Rolle einer blond-blauäugigen BDM-Führerin angefragt.

Mit viel Puder, Lippenstift und Silikoneinlagen wird er von seinen Brüdern in eine Frau verwandelt und von der Produktion sofort unter Vertrag genommen. Dumm nur, dass er sich die Nacht zuvor, so will es der Drehbuchzufall, bei einem One-Night-Stand in Sarah (Alexandra Maria Lara) verliebt hat, die ihm nun als Hauptdarstellerin des Films am Set gegenüber steht. Klar auch, dass sich der Hitler-Darsteller Jörg (Max Giermann) in Alex verliebt.

Auf recht überschaubare Weise lotet Buck die komödiantischen Möglichkeiten aus, die so ein Geschlechtertausch-Plot bietet. In manchen Dialogen findet man Spuren des lakonischen Humors, die Bucks frühere Filme auszeichneten. Ansonsten regiert hier eher die lärmende Komik des Offensichtlichen. Matthias Schweighöfer macht optisch im BDM-Kostüm eine gute Figur, arbeitet aber auch hier wieder im stets etwas übersteuerten Schweighöfer'schen Lustspiel-Modus.

Das Ganze ist gerade einmal halb so komisch, wie es gern wäre, aber dennoch ein kleines bisschen niveauvoller als Schweighöfers eigene (und an den Kinokassen höchst erfolgreiche) flachhumorige Komödie What a Man.

Martin Schwickert

D 2011 R: R: Detlev Buck B: Anika Decker, Detlev Buck K: Marc Achenbach D: Matthias Schweighöfer, Alexandra Maria Lara, Detlev Buck