»ROSANNA'S LETZTER WILLE« Ruhe sanft Jean Reno als Komödiant Über dem Grab ist ein Seil gespannt, darauf balanciert ein Artist mit weiß geschminktem Gesicht und abgewetztem Frack. Taumelnd läßt er aus schwindelnder Höhe rote Rosen auf den Sargdeckel fallen. Unten die Trauergemeinde: Gaukler, Clowns, Zirkuskollegen und ein Mann aus dem Ort, der übernervös das Treiben des Seiltänzers verfolgt. Die abgenutzte Fellini-Poesie dieser Eröffnungsszene von Paul Weilands Rosanna's letzter Wille (der falsche Apostroph ist ein Einfall des deutschen Verleihs) wird wieder schnell auf den Boden des Pragmatismus zurückgeholt. Der nervöse Mann dort unten trauert weniger um den Toten als um das Grab, das dieser belegt. Nur noch drei Plätze sind auf dem Friedhof des kleinen italienischen Städtchens Travento frei und Marcello (Jean Reno) hat seiner schwerkranken Frau Rosanna (Mercedes Ruehl) versprochen, daß sie hier neben ihrer vor einigen Jahren verstorben Tochter begraben wird. Schutzengelgleich versucht er den Tod aus der Stadt zu verbannen, besucht die Schwerkranken im Hospital, spendet Blut, regelt den Verkehr, um tödliche Unfälle zu verhindern. Diese Taktik macht ihn nicht nur zum Gespött des Ortes, sondern bringt ihn selbst täglich näher heran an ein Herzinfarkt. Dabei könnte alles so einfach sein, wenn der alte Capestro (Luigi Diberti) sich nicht weigern würde, sein Grundstück neben dem Friedhof zu verkaufen. Die Dinge werden verwickelter, als Mafiageld ins Spiel kommt. Eine Leiche muß in der heimischen Gefriertruhe kaltgestellt werden und wird später mit Kaminfeuer, Heizstrahlern und Fön wieder aufgetaut. Der Kampf ums Grab nimmt immer absurdere Formen an. Martin Schwickert
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