ROBERT ALTMAN'S LAST RADIO SHOW

Lässige Ende

Robert Altmans letzter Film ist pure Nostalgie

Vielleicht hat Robert Altman genau gewusst, dass dies sein letzter Film sein wird. Immerhin wandelt hier ein freundlicher Todesengel durch die Kulissen, und die ganze Szenerie ist vom Thema des Abschiednehmens durchdrungen. A Prairie Home Compagnion, der von dem deutschen Verleih nach dem Tode Altmans im November letzten Jahres geschmackssicher (und falschem Apostroph) in Robert Altman's Last Radio Show umgedichtet wurde, erzählt von einem skurrilen, amerikanischen Medienoriginal.
Seit über dreißig Jahren hält sich die Live-Radio-Show "Prairie Home Compagnion" in der hektischen US-Medienlandschaft als Ort der Ruhe und Kontinuität. Der Moderator Garrison Keillor mischt in seinem wöchentlichen Programm Jazz, Country und Opernmusik mit Sketchen, ironischen Werbespots und subversive, politische Kommentare. Keillor, der auch das Drehbuch zum Film geschrieben hat, pflegt eine sehr lebendige, gegenwärtige Form der Nostalgie, die in den USA bei einem Millionenpublikum landesweiten Kultstatus genießt.
Altmans Film inszeniert nun eine fiktive letzte Show. Ein texanischer Immobilienmogul (Tommy Lee Jones) steht schon in den Startlöchern, um das ehrwürdige Fitzgerald Theater in St. Paul in ein Parkhaus zu verwandeln. Aber der Moderator möchte keine Wehleidigkeit aufkommen lassen. Vor und hinter den Kulissen droht die Live-Revue jedoch durch eine Mischung aus Nostalgie und Endzeitnihilismus aus dem Gleis zu fahren.
Die beiden Cowboy-Komödianten Dusty (Woody Harrelson) und Lefty (John C. Reilly) erzählen über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ihre schmutzigsten Witze, die Country-Sängerin Yolanda (Meryl Streep) hat noch eine alte Rechnung zu begleichen, in der Garderobe trifft sich ein altes Liebespaar zu einem finalen Quicky, während der Security-Beauftragte (Kevin Kline) einen mysteriösen Todesengel (Virginia Madsen) auf der Spur ist. Auch wenn "Last Radio Show" hierzulande aufgrund der Unkenntnis der Original-Radioshow nicht seine volle Wirkung entfalten kann, zeigt der Film noch einmal Altmans Qualitäten als Regisseur. Auch dieser Film wirkt wie reinster Celluloidjazz. Vollkommen souverän führt Altman wieder über ein Dutzend gleichberechtigte Hauptfiguren durch den Film und lässt das Mosaik zu einem harmonischen Ensemblestück verschmelzen.
"Last Radio Show" ist kein großes letztes Meisterwerk und schon gar nicht das filmische Vermächtnis eines der wichtigsten Erneuerern des amerikanischen Kinos. Es ist eher eine lässig hingeworfene Fingerübung eines Mannes, der sein Handwerk versteht, und eine nostalgisch-melancholische Meditation über Vergänglichkeit, unsterbliche Hoffnungen und den wohligen Schmerz des Erinnerns.

Martin Schwickert

A Prairie Home Compagnion USA 2005 R: Robert Altman B: Garrison Keillor K: Ed Lachman D: Woody Harrelson, Tommy Lee Jones, Meryl Streep , 105 Min.


Das Interview zum Film