DIE RITTERINNEN Junge Welten
Autonome Frauen im Berlin der 80er Das war die Zeit, als es eine politische (und keine persönliche Entscheidung war, lesbisch zu werden. Sieben junge Frauen ziehen Ende der 80er in Kreuzberg in eine WG (in der Ritterstraße - daher ihr Kampfname "Die Ritterinnen"), das Leben ist schön, wild und gefährlich. Politik, Liebe und sexuelle Selbstfindung vermischen sich aufs drolligste. Als alle Erfahrungen gemacht und alle Enttäuschungen durchlebt wurden, bricht die Gruppe auseinander. Die Filmemacherin Barbara Teufel, selbst eine "Ritterin", hat die Freundinnen von einst zusammengetrommelt und läßt sie vor der Kamera diskutieren, wie das damals eigentlich war. Gottseidank sind diese Diskussionen recht kurz gehalten, ein Großteil des Films besteht aus Spielszenen, in denen mehr gezeigt als erklärt wird. Wir sehen wunderschön chaotische Plenumsdiskussionen, die Angst vor den Bullen, privates Leid und politische Wut in einer zwar pointenlosen Geschichte, aber die Leidenschaft der jungen Darstellerinnen tröstet über so manch dramaturgisches Loch hinweg. Symapthisch ist, dass Die Ritterinnen letztlich gar nicht analytisch sein will. So wenig die Frauen damals ein politisches Konzept hatten ("jedes Herz eine revolutionäre Zelle" klingt nett, ist aber nicht wirklich erhellend), so wenig stellt der Film die Frage, ob frau nun gescheitert ist oder nicht. Wenn man die Damen heute eifrig streiten sieht, von ihren Lebensweg hört, scheinen sie auf der persönlichen Ebene mehr von ihren Idealen herrübergerettet haben als sie politisch bewirkt haben. Die optimistische Grundhaltung aus den Spielszenen, als in den 80ern alles möglich schien in Kreuzberg, hat Frau Teufel in die Gegenwart ihres Films gerettet; ganz ohne Begründung, aber es ist ein gutes Gefühl. Jedenfalls besser als jene Larmoyanz, die einem sonst in diesen "Was waren wir mal jung!"-Filmen entgegenschlägt.
Victor Lachner
D 2003. R & B: Barbara Teufel. K: Ralph Netzer. D: Jana Straulino, Ulla Renneke, Katja Danowski, Mieke SAchymura. Interviews mit: Birgit Tegtmeier, Ira Vonnegut, Yola Kroier, Ute Braunsteffen
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