RIDE WITH THE DEVIL

's ist Krieg!

Ein ungewöhnlicher Western von Ang Lee

Jakob Rödel (Tobey Maguire) ist ein Teenager, als der Krieg beginnt. Er sympathisiert mit den Südstaaten, obwohl ihm sein Vater eine neutrale Haltung empfiehlt. Die Rödels sind deutsche Einwanderer und daher den Nachbarn verdächtig. Um sein Engagement unter Beweis zu stellen, schliesst er sich mit seinem besten Freund Jack (Skeet Ulrich) einer Gruppe von Banditen an: den Bushwhackers. Aber Jakob bleibt vom Misstrauen verfolgt. In der Gruppe ist er Außenseiter, zusammen mit dem Schwarzen Holt (Jeffrey Wright), einem freigekauften Sklaven. In dem Aufeinandertreffen werden Zweifel geboren: Ist der Kampf um die Erhaltung der Sklaverei ein edler Kampf?

Regisseur Ang Lee will nichts weniger als einen Erziehungsfilm vor geschichtlicher Kulisse zaubern. In epischer Länge erzählt der Film von der Wandlung eines Fanatischers zum Skeptiker. Für ein Historien-Drama benutzt er auffallend wenig Pomp, sein Blick fällt auf kleine Dinge: eine Hütte in verschneiten Hügeln, wo man überwintert, eine kleine Farm, weit abgeschnitten vom Geschehen.

Jakobs Versuche, sich Menschlichkeit zu bewahren, sind verzweifelt, zuerst naiv, dann entschlossen. Tobey Maguire vermag dem treibenden Teenager Seele einzuhauchen, einen Kaspar Hauser der Sezessionszeit darzustellen. Doch manchmal scheint sein Blick zu fragen, was er eigentlich allein inmitten dieser gigantischen Landschaft treibt.

Nach Der Eissturm fesselt Lee erneut mit Charakterstudien einer Gesellschaft des Umbruchs. Leider belastet das Bürgerkriegsgeschehen seine wohlgemeinte Absicht. Und so ist Ride with the Devil mit über zwei Stunden nicht nur recht anspruchsvolle Kost, sondern auch überfrachtetes Aufklärungs-Kino.

Ulf Lippitz

USA 2000. R: Ang Lee. B: James Schamus. K: Frederick Elmes. D: Tobey Maguire, Skeet Ulrich, Jefrey Wright, Jewel, 138'