45 MINUTEN BIS RAMALLAH Eine Hochzeit und ein Todesfall Schwarzhumoriges Buddy-Movie in Palästina Der iranische Regisseur Ali Samadi Ahadi hat schon in Salami Aleikum seinem Hang zu politisch unkorrektem Klamauk gefrönt, sein Drehbuchautor Karl-Dietmar Möller-Naß schon im Tibet-Drama Wie zwischen Himmel und Erde gezeigt, wie man Story-Elemente aus dem Lehrbuch um scheinbar überhaupt nicht dazu passende Geschichten legt. Und der in Israel geborene Romanautor Gabriel Bornstein weiß als Gründer der Hamburger Drehbuchschule genau, dass ein Film anders als ein Buch funktioniert. Auch wenn beide davon handeln, dass ein Palästinenser schwer in die Bredouille gerät zwischen Israelis, der russischen Mafia und miteinander verfeindeten Terror-Milizen. Schon der Zeichentrick-Vorspann schlägt eher einen Pink-Panther -Ton an, und wenn dann der in Deutschland als Hilfskoch arbeitende Rafik sich auf dem Weg zur Heirat seines Bruders mit einer geklauten Kaffeemaschine als Hochzeitsgeschenk zum Restaurantbesitzer macht, dann schwappt die phantasievolle Legende gleich über jeden Betroffenheitsvorbehalt im Krisengebiet. Zumal wir ja schon gesehen haben, dass die Brüder bald gefesselt auf der Pritsche einer waffenschwingenden Jihad-Bande landen werden. Wie konnte es bloß dazu kommen? Auf dem Fest in Ost-Jerusalem rafft den cholerischen und offenbar außerehelich aktiven Vater ein Herzinfarkt dahin. Nun muss seine Leiche nach Ramallah gebracht werden, was zwar gleich nebenan liegt, aber hinter israelischen Straßensperren und in einem völlig irrsinnigen Land, in dem sich mehrere Widerstands-Organisationen bekämpfen, als hätten sie's von Das Leben des Brian gelernt. Die Israelis sind nicht nett zu den Palästinensern, eine schöne Russin klaut ihnen Auto samt Vater-Leiche im Kofferraum, und eine Terror-Trachtengruppe zwingt sie, sich als Selbstmordattentäter zur Verfügung zu stellen. Eine absurde Wendung jagt die nächste, während die Brüder sich beim Herauswinden aus dem Schlamassel-Stakkato allmählich richtig gern haben. Das ist zuweilen gewitzt, zu häufig aber auch zu langsam für richtigen Klamauk erzählt, weshalb Regisseur Ahadi dann und wann mit grafischen Effekten und Wirbelmontagen etwas Gangster-Grotesken-Tempo nachlegt. Das ist schon in Ordnung, gelingt dem mehrfach die Grenzen des guten Geschmacks überschreitenden Nahost-Schwank doch auch eine langsame, herzergreifend komische Szene: Im unter Druck aufgenommenen Bekenner-Video zum geplanten Anschlag bedauern die Brüder ihr tragisches Leben unter Zwang so verzweifelt, dass die harten Hunde von der Miliz allesamt in Tränen ausbrechen. Trotzdem geht das meiste gut aus. Der tote Vater kommt in sein richtiges Grab, der Hallodri Rafik kriegt sein Mädchen, nur irgendwer hat vergessen, noch einen Abschlussgag mit der Kaffeemaschine zu machen. Wing D 2013 R: Ali Samadi Ahadi B: Gabriel Bornstein, Karl-Dietmar Möller-Naß K: Wedigo von Schultzendorff D: Karim Saleh, Navid Akhavan, Julie Engelbrecht, Ed Ward
|