Der gestiefelte Kater

Schnurr

Der beste Dreamworks-Trickfilm seit »Shrek« (und damit meinen wir den ersten Teil!)

Was die Amis aus Märchen machen, ist ziemlich schamlos (eine der erstaunlichsten Verwurstungen europäischen Kulturguts findet gerade in der vorzüglichen TV-Serie Grimm statt). Auch dieser gestiefelte Kater hat mit dem Original wenig zu tun, und das ist eigentlich auch ganz gut so.

"Puss", wie er im Original genannt wird, ist ein Waisenkätzchen. Aufgewachsen mit Humpty Dumpty (!) als Spielkamerad, geriet er irgendwann auf die schiefe Bahn. Seitdem versucht er, seine Schuld bei den Dorfbewohnern abzutragen, die ihn einst freundlich und großzügig aufnahmen. Als er die Gelegenheit erhält, die drei magischen Bohnen der Riesen Jack und Jill zu ergattern und damit an die goldenen Eier zu gelangen... es klingt nicht nur albern, es ist es auch.

Aber schön. Die Mischung aus Kinderspaß und Erwachsenenkino ist zuletzt nicht mal mehr Pixar (mit dem grauenvollen Cars 2) gelungen, hier ist alles perfekt. In einer Mischung aus Western und Zorro bewegt sich "Puss" durch eine atemberaubend schnell inszenierte Folge von Gags und Action-Szenen (und niemand singt!), von Liebeserklärung, Freundschaft und Verrat und alles, was ein Abenteuerfilm so braucht. "Puss" ist dabei mal glänzender Held im Degenduell, mal verspieltes Kätzchen. Er kann mit dem Verführercharme eines Latino Lover agieren oder schnurren wie eine Hauskatze.

Die Animationen sind genial, die Bewegungen fließend, der Gesichtsausdruck von "Puss" (im Original an die Sprechweise von Synchronsprecher Antonio Banderas angepasst) ist zu jeder Sekunde überzeugend; die Vermenschlichung tierischer Gesichtszüge, sonst eine Disney-Domäne, ist selten so gelungen wie hier.

Bei so viel Perfektion in der Darstellung fällt kaum auf, dass einfach drei Geschichten hintereinander weg erzählt werden. Der samtweiche Charme und die Eleganz, mit dem "Puss" in Zorro-Manier auch seine Katzendame und -Partnerin bezaubert, wirkt von der ersten Szene an auch auf sein Publikum. Und schon lange nicht mehr waren in einem Kinderfilm so viele nette Gags für die Großen versteckt (zumindest im Original): Als Puss in den Knast einfährt, muss er beim Gefängniswärter die Taschen leeren. "Eine Flasche mit Katzenminze?" - "Rein medizinisch, für mein Glaukom!"

Thomas Friedrich

Puss in Boots USA 2011 R: Chris Miller B: Will Davies, Brian Lynch, David H. Steinberg, Tom Wheeler, Jon Zack . Zur Synchronisation: Der deutsche Puss-Sprecher Benno Fürmann wurde offensichtlich von der Synchronregie dazu angehalten, mit jener Sprachbehinderung zu agieren, die hierzulande als "mexikanischer Akzent" durchgehen muss. Obwohl man damit schon mal die Hälfte des Zaubers des Originals erledigt hat, muss man in Deutschland schon froh sein, wenn der Kater nicht sächselt.