POSEIDON
Wasserspiele Petersens Remake schlägt sich recht wacker
Wie viele Klassiker des Katastrophenfilms läuft auch Ronald Neames Die Höllenfahrt der Poseidon nicht Gefahr, jemals unter die 100 besten Filme aller Zeiten gewählt zu werden. Unterhaltsam ist er aber durchaus, selbst noch bei der 12ten Fernsehwiederholung.
Zumindest dies sollte man auch von Wolfgang Petersens Remake, erwarten, das sich zwar nur lose am Vorgänger orientiert, die Grundelemente aber beibehält: in der Neujahrsnacht wird der Ozeanriese "Poseidon" von einer Flutwelle umgeworfen und schwimmt nun kieloben. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Überlebenden - der Ex-Bürgermeister von New York (Kurt Russell), seine Tochter (Emmy Rossum), ihr Verlobter (Mike Vogel), ein professioneller Pokerspieler (Josh Lucas), eine blinde Passagierin (Mia Maestro) und ein schwuler Geschäftsmann (Richard Dreyfuss), der eigentlich kurz vor dem Desaster Selbstmord begehen wollte - versucht nun, durch das zerstörte Schiff an die Wasseroberfläche zu kommen.
Der Weg über klaffende Abgründe, geflutete Flure und vorbei an Explosionen und Feuersbrünsten stellt den Plot des Films dar, und Petersen schafft es durchaus, das alles packend zu inszenieren. Leider scheitert er zumeist an der globalen Dummheit Dialogen: "Wer überlebt und wer stirbt - das ist niemals gerecht".
Wolfgang Petersen, der mit Das Boot und Der Sturm zwei Klassiker des Feucht-Films geschaffen hat, macht bei Poseidon vieles richtig. Die Geschichte ist geradlinig, die Effektarbeit gelegentlich sogar beeindruckend, das Tempo zügig und die Spielzeit mit 99 Minuten angenehm kurz. Mit etwas klügeren Dialogen und einer stärkeren Textur bei der Charakterzeichnung käme Poseidon zwar auch nicht auf die Liste der 100 besten Filme, aber gute Unterhaltung böte er allemal. An den US-Kinokassen jedenfalls soff die Poseidon ab wie ein altes U-Boot.
Karsten Kastelan
USA 2006 Regie: Wolfgang Petersen. Buch: Mark Protosevich. K: John Seale. D: Josh Lucas, Kurt Russell, Richard Dreyfuss,
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