PLASTIC PLANET Im Eimer Werner Boote findet Kunststoff unnatürlich Schon in den ersten Bildern fällt der Regisseur mit verwirrenden Neuigkeiten über uns her. Es gebe keine unberührte Natur mehr, trauert seine Stimme, während die Kamera wohl irgendwie ironisch über grüne Wälder gleitet. Sein Opa sei ein großer Mann in der frühen Plastikindustrie gewesen, erinnert sich Boote, und schwelgt in Kindheitserinnerungen voller Schwimmringe und Plastikbagger. Dann schleicht er sich, keck wie ein Michael Moore-Püppchen aus dem Kaugummi-Automaten, bei einem Kunststoff-Industriellen ein, um den Planetenvergiftern die bunte Maske vom Gesicht zu reissen. Plastik ist überall und ungesund. Ach ja, der Gedanke ist zwar nicht neu, aber man kann ihn durchaus nett bebildern. Etwa wenn Boote einen Stuntman durch die Wüste traben läßt, da wo Lawrence von Arabien oder Star Wars gedreht wurden. Überall liegen verwehte Plastiktüten herum, und keiner weiß, wo sie herkommen. Furchtbar. Andererseits sickern Plastikbestandteile irgendwie in unser aller Blut, machen Fische zu Zwittern und nette Männer unfruchtbar. Rund um die Welt sammelt Boote Plastik-Spuren und findet Erschreckendes. Chinesische Wasserball-Fabriken gehen lax mit Weichmachern um, europäische Verbraucherschützer wissen nicht, welche Stoffe in einer PET-Flasche verarbeitet werden, in manchen Meeren gibt es schon mehr Plastikkrümel als Plankton. Leider geht bei dem Herumspringen jedes Argument verloren. Kann uns schnell verrottendes Bioplastik retten? Sollte der WM-Fußball wieder aus Leder gefertigt werden? Kriegte Boote eigentlich Ärger, als er in einem Supermarkt "Plastik kann ihre Gesundheit gefährden"-Schilder auf Kunststoffverpackungen klebte? Wing Ö 2009. R + B: Werner Boote K: Thomas Kirschner
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