Der Plan Angst von gestern Paranoia-SF nach Philip K. Dick Das umfangreiche Werk von Philip K. Dick (1928-82) ist für das amerikanische Kino immer noch ein steter Quell der Inspiration. Filme wie Ridley Scotts Blade Runner (1982), Paul Verhoevens Total Recall (1990) oder Steven Spielbergs Minority Report (2002) basieren auf Kurzgeschichten des ungeheuer produktiven Science Fiction-Autors, dessen Zukunftsvisionen sich oftmals aus den Paranoia-Erfahrungen der McCarthy-Ära speisten und dennoch - wie die filmischen Adaptionen bewiesen haben - ein hohes Maß an Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit in sich tragen. Für Der Plan diente die 1954 erschienene Kurzgeschichte "Adjustment Team" als Vorlage, die George Nolfi in seinem Regiedebüt zu einem interessanten Genrezwitterwesen zwischen Romantik, Action und Science-Fiction ausbaut. Im Zentrum der Handlung steht der Nachwuchspolitiker David Norris (Matt Damon), der in New York als Favorit bei der Wahl zum Senat gilt, jedoch wenige Tage vor der Stimmabgabe durch eine Kneipenschlägerei seine Popularität ruiniert. Am Abend der Wahlniederlage lernt er Elise (Emily Blunt) kennen, die sein Herz beträchtlich verzückt und den ehrgeizigen Politiker aus der festgefahrenen Bahn wirft. In der Wahlnacht lässt Norris alle Medienprofessionalität sausen und berichtet vor laufenden Kameras aus den Niederungen des Wahlkampfmarketings. Das unorthodoxe Verhalten treibt den grauen Herren aus dem "Adjustment Bureau" die Sorgenfalten auf die Stirn. Sie sind dafür verantwortlich, dass "der Plan" genau eingehalten wird. Ein Plan, in dem der Weg durch das Leben eines jeden Menschen exakt vorgezeichnet ist. Abweichungen müssen sofort nachjustiert werden, und die Beschützer des Plans haben alle Hände voll zu tun, um das verliebte Paar wieder auseinanderzutreiben. Wie viele Geschichten von Philip K. Dick zieht auch "Der Plan" in die profane, alltägliche Realität eine zweite Wirklichkeitsebene ein. Das Büro, in dem ein gesichts- und namenloser Vorsitzender das Schicksal der Menschen bis ins Detail vorherbestimmt, ist eine typische Angstfantasie der fünfziger Jahre. Darin spiegeln sich die weltgeschichtlichen Erfahrungen mit Faschismus und Stalinismus, aber auch die Auseinandersetzung mit dem staatlichen Überwachungssystem, dessen Ausbau FBI-Chef J. Edgar Hoover seinerzeit in den USA vorantrieb. Nolfis Verfilmung ist optisch fest in der Gegenwart verankert, setzt jedoch auf die Allgemeingültigkeit der Story, die die immer wieder gern beschworene Kraft der Liebe gegen das technokratisch determinierte Schicksal stellt. Dieser Konflikt wird in dem romantischen Science Fiction-Thriller sehr effizient und ideenreich in Szene gesetzt. Matt Damon und Emily Blunt gelingt es mit schauspielerischer Prägnanz das emotionale Fundament zu legen. Und Nolfi widersteht der Versuchung, die Romanze mit einem handelsüblichen Special-Effect-Gewitter zuzudröhnen. Dass die Verfolgungsjagd durch das in ein Türenlabyrinth verwandelte Manhattan trotzdem spektakulär ausfällt, ist dem kreativen und pointierten Einsatz digitaler Tricks zu verdanken, der sich wohltuend vom Hi-Tech-Overkill anderer Genreprodukte abhebt. Martin Schwickert USA 2011 R&B: George Nolfi K: John Toll D: Matt Damon, Emily Blunt
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