DER FLUG DES PHÖNIX

Männer im Sandkasten
Ein ziemlich überflüssiges Remake

James Stewart, Richard Attenborough und Hardy Krüger waren im Original von 1965 in der Wüste bruchgelandet und versuchten über interaktive Differenzen hinweg aus den Trümmern ein neues Flugzeug zusammen zu bauen.
Gleich zu Beginn sehen wir den wohl einzigen stichhaltigen Grund, warum diese Geschichte noch einmal erzählt werden sollte: Musste für die Bruchlandung in den 60ern noch ein Stunt-Pilot sein Leben lassen, kann man nun risikolos in die digitale Effekte-Kiste greifen. Ein gigantischer Sandsturm wird herbeigepixelt, die Notlandung der Transportmaschine aus allen erdenklichen Perspektiven gezeigt und mit krachenden Surround-Klängen abgerundet. Soweit so gut. Aber nachdem der Karren in den Dreck gefahren ist, müsste nun das eigentliche Psychodrama anfangen. Moore hat sein Figurenarsenal nach bewährtem Schema sortiert: Der zynische Pilot Frank (Dennis Quaid) als mürrischer Mann der Tat, die schöne Erdöl-Ingenieurin Kelly (Miranda Otto) als Stimme der Vernunft, den Bürokraten Ian (Hugh Laurie) als egoistische Zivilisationszicke, einen Latino-Koch und einen einäugigen schwarzen Ko-Pilot zur multikulturellen Auflockerung, und schließlich der Eigenbrötler Elliott (Giovanni Ribisi), der sich bald als Flugzeugingenieur outet und den Wiederaufbau des Aeroplans anleitet. Aber der schmächtige Elliot weiß, dass Wissen Macht ist, und plustert sich immer mehr zum Anführer auf, was zu überschaubaren Hahnenkämpfen mit Kapitän Frank führt.
Moore gibt sich wenig Mühe, den Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe psychologischen Tiefgang zu verleihen. Er ruht sich auf den Figuren-Stereotypen aus und schmiedet, indem er als gemeinsamen Feind ein marodierendes Nomadenheer aus dem Wüstensand zaubert, die konkurrierenden Charaktere zu einem Team zusammen. Weil sich die Spannung nicht aus der übersichtlichen Plotstruktur herstellen will, werden dramaturgische Hänger durch den regelmäßigen Einsatz digitaler Sandstürme überbrückt. Ab und zu reitet die Kamera zu spektakulären Landschaftsaufnahmen aus, aber Moore gelingt es nicht, die zwiespältige Faszination der Wüste mit Story und Figuren zu verbinden.

Martin Schwickert
Flight of the Phoenix. USA 2004 R: John Moore B: Scott Frank, Edward Burns K: Brendan Galvin D: Dennis Quaid, Tyrese Gibson, Giovanni Ribisi