DIE ENTFÜHRUNG DER U-BAHN PELHAM 1 2 3

Schlappes Starduell

Tony Scott vermurkst die Neuverfilmung eines Klassikers

Das Original stammt von Joseph Sargent und hatte eine Hauptfigur, die hier fehlt: Die New Yorker U-Bahn. Denn die kommt nicht nur im Titel vor, deren Betrieb und faszinierenden Betriebsabläufe stehen im Mittelpunkt der unterkühlten Auseinandersetzung zwischen Walther Matthau als Bahnpolizist und Robert Shaw als U-Bahn-Entführer. Im typischen Realismus der 70er verhandelte der Film damals die Machtspielchen zwischen zwei Profis. Der eine sitzt in einer Schaltzentrale (die extra für den Film gebaut wurde) und sieht scheinbar jeden Schritt, den die andere Seite unternimmt. Und die andere Seite weiß das und macht deshalb ganz was anderes.

In dieser Neuverfilmung könnte John Travolta auch einen Fesselballon oder einen Tretroller entführt haben. Das spezielle Setting der U-Bahnnervenzentrale kommt bei Scott nämlich nur noch im Hintergrund vor.

Auch die Gangster-Pseudonyme "Mr. Green", Mr. Grey", "Mr. Blue", die sich schon Quentin Tarantino für seine Reservoir Dogs ausgeliehen hatte, sind futsch. Und die Rollen gleich mit. Statt einer disziplinierten Gaunertruppe agieren hier stumme Muskelmänner (mit seltsam osteuropäischem Dialekt), die am Ende brav der Massenexekution durch New Yorks Polizei zugeführt werden.

Das Szenario von Brian Helgeland (der für Scott auch Man under Fire geschrieben hatte) beschränkt sich auf die Auseinandersetzung von Denzel Washington (gut) und John Travolta (böse). Travolta hat eine U-Bahn geklaut und führt sich ununterbrochen auf wie ein Psychopath auf Freigang. Washington hingegen ist ein braver Familienvater, der am Ende selbst zur Waffe greift, um die Welt zu verbessern. Das sieht man heute inzwischen überall so.

Optisch lässt Scott es gewohnt rummsen und krachen. Jump-Cuts und ein zeitweillig mitlaufender Minutenzähler im Bild sollen die Spannung herstellen, die der Film partout nicht besitzt. Es wird zu viel geredet, es geschieht zu wenig, und der geniale Schluss des Originals wird durch eine Hinrichtung ersetzt.

Zwei Nebendarsteller sind den Kino-Besuch wert: John Torturro als Spezialist für Geiselfragen. Und der großartige James Gandolfini als fetter fieser Bürgermeister, der als einziger einen Blick auf die Innenausstattung seiner Figur erlaubt.

Der Rest ist bunt, laut und doof.

Thomas Friedrich

The Taking of Pelham 1 2 3. USA 2008 R: Tony Scott B: Brian Helgeland K: Tobias A. Schiessler D: Denzel Wahsington, John Travolta, John Torturro, James Gandolfini