PAUL - EIN ALIEN AUF DER FLUCHT

Der rauchende Onkel von E.T.

Eine transatlantische SF-Zitaten- Bowle mit Botschaft: Seid nett zu Fremden

Man sollte es schon lustig finden, mit einem riesigen Wohnmobil zur größten Comic- und Science Fiction Messe der Welt zu fahren. Man sollte womöglich die früheren Filme des Duos Simon Pegg und Nick Frost gesehen haben. Und ein paar Worte Klingonisch zu verstehen können auch nicht schaden. Dann ist man reif für diesen Film.

Der schickt die nerdigen Briten Graeme und Clive zu einem verrückten SF-Fan-Treffen in Amerika und dann quer durch das Paralleluniversum der UFO-Anhänger, Alien-Jäger und bibeltreuen Landeier. Nach einem Unfall in der Wüste bei der ominösen Area 51 haben Graeme und Clive plötzlich den echten E.T am Bein. Der stürzte 1947 tatsächlich bei Roswell ab, wurde seit damals in Geheimlabors gefangen gehalten und will nun endlich wieder nach Hause.

Inzwischen hat er uramerikanisch rauchen, fluchen und schlechte Witze erzählen gelernt und erlebt mit seinen neuen Kumpels einen tollen Road Trip.

Leider wird das Trio von strunzdummen Men in Black verfolgt, kriegt Ärger mit Rednecks und heilt in der romantischen Nebenhandlung auch noch eine nette Christin von ihrem Irrglauben, die Welt sei bloß 4000 Jahre alt und die Bibel habe immer recht.

Es wimmelt von Anspielungen auf SF-Filme, es wimmelt auch von Schwulenwitzen und anderen Banalisierungen der großen Themen der kosmischen Abenteuer von früher. Paul ist eben amerikanischer als Hot Fuzz und Shaun of the Dead, in denen Pegg und Frost mit Co-Autor und Regisseur Edgar Wright das Action- und Zombie-Genre durch den britischen Tee zogen.

Hier führt der Amerikaner George Mottola Regie, ohne den kontinentalen Biss der Vorgänger, aber dafür mit Hang zum Sentiment hinter dem Blödsinn. Immer wieder gibt es überraschend ernsthaft emotionale Szenen über Freundschaft, Selbstvertrauen, Unangepasstheit und das Glück, mit einem Alien am Lagerfeuer einen Joint und den Sternenhimmel zu teilen. Und es gibt Paul, den Ur-Alien, der Steven Spielberg damals am Telefon die Idee zu Close Encounters einredete und heute als perfekt animierte Figur von großer Ausdruckskraft glatt eine Oscar-Nominierung verdiente. Als männlicher Hauptdarsteller, nicht als Trick-Konstrukt.

Neben Paul haben es alle anderen schwer, sogar Simon Pegg, der für SF-Fans gegen seinen Scotty vom Star Trek-Neustart 2009 anspielen muss. Sigourney Weaver hat es da leichter, weil sie als Überraschungsgast erst beim Showdown auftritt. Mit ihr aber rundet sich der Film auf mehreren Ebenen. Als plattes Zitaten-Karussell wegen Alien und als hinterlistige Gefühlsausgrabung wegen Galaxy Quest.

Wem das alles nichts sagt, der soll sich in Pauls Mandelaugen versenken und Weisheit daraus ziehen, dass man da, wo er nun hin geht, keine Zähne braucht.

Wing

GB/F/USA/S 2010 R: Greg Mottola B: Simon Pegg, Nick Frost K: Lawrence Sher D: Simon Pegg, Nick Frost, Kristen Wiig, Jason Bateman, Jane Lynch, Sigourney Weaver