Paris um jeden Preis Schick in die Wüste Fashionista-Zicke muss zurück ins Dorf: Eine amüsante One-Women-Show von und mit Reem Kherici Hier sieht´s aus wie in der Teufel trägt Prada: Im hysterischen Modezirkus von Paris hat Maya ihren Platz gefunden. Stets stylisch und mit dem nötigen Zickencharme ausgestattet lebt und atmet sie Paris ("Ich will einen Freund, der die Champs Élisées nicht mit GPS finden muss", sagt sie), das Nachtleben. Jetzt, vor den großen Modenschauen, hat Maya ihre Chance: Wenn sie ihrem Chef einen aufregenden Entwurf präsentieren kann, wird sie eine Festanstellung bekommen. Dumm nur, dass Maya abends in eine Verkehrskontrolle gerät, bei der herauskommt, dass ihr Visum seit einem Jahr abgelaufen ist. Maya ist nämlich gebürtige Marokkanerin. Und da kennt Frankreich wenig Pardon: Bereits am nächsten Tag wird sie abgeschoben und sitzt im Flugzeug nach Marokko. Paris um jeden Preis handelt davon, wie die urbane Modezicke fortan auf High Heels durch den Wüstensand von Marokko stöckelt. Wie sie ihrer Familie wiederbegegnet, die sie seit 20 Jahren nicht gesehen hat, und wie sie alles unternimmt, um rechtzeitig zur Modewoche wieder zurückzukommen. Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin Reem Kherici hat dabei eine höchst drollige Nummernrevue inszeniert, bei der die Gags meist auf ihre Kosten gehen. Etwa wenn Mayas vorwitziger Bruder ihr anfangs erklärt, im elterlichen Haus, mitten auf dem Land, gebe es natürlich kein Klo und sie solle sich dafür in die Büsche hinterm Haus verdrücken. Das Gekreische der Großmutter ist groß, als sie dann die Reste ihre Enkelin im Garten entdeckt: "Natürlich haben wir eine Toilette, wir sind doch nicht im Mittelalter!". Die Modewelt hat Kherici dabei genau so liebevoll ironisch im Griff wie das Landleben in Marokko, wo es vielleicht keine In-Clubs gibt, aber dafür morgens einen beeindruckenden Himmel über der Wüste, nette Menschen und eine Großmutter, die in jeder Lebenslage weiterweiß. Paris um jeden Preis erhebt sich dabei selten über die Klischees, die er vorgibt zu parodieren, und allzu übersichtlich landet die Geschichte im zu erwartenden Happy End. Aber Reem Kherici ist eine wunderbare Komikerin und hat sich ein ebenso komisches Team von Kollegen zusammengestellt, das die Lücken der Story souverän überspielt und für ein vergnügliches Filmerlebnis sorgt. Dass Paris um jeden Preis auch immer wieder die Grenzen der politischen Korrektheit umgeht (in Deutschland wäre so ein Komödchen aus vielerlei Gründen nicht zu produzieren gewesen), spricht auch für ihn. Und wem Reem Kherici schon in der Parodie OSS 117 - Er selbst ist sich genug! gefallen hat, sollte sich nicht entgehen lassen, wie sie hier nachts, nach dem Club-Besuch, im Superfummel und halb betrunken die Mauer zum elterlichen Hof zu überwinden versucht. Auf dem Land werden die Tore eben früh verschlossen. Thomas Friedrich Paris à tout prix F 2012 R: Reem Kherici B: Reem Kherici, Morgan Spillemaecker K: Nicolas Massart D: Reem Kherici, Cécile Cassel, Shirley Bousquet, Tarek Boudali, Stéphane Rousseau. 97 Min.
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