PARANORMAL ACTIVITY

Das große Buh

Der angeblich gruseligste Film der Welt

Das Netz ist voll von schauerlichen Geschichten über diesen Film. In heller Panik sollen Zuschauer die Preview verlassen haben. Unerklärlich verriegelten sich Steven Spielbergs Schlafzimmertüren, als er seine Ansichtskopie einlegte. Aber auch: 300.000 Dollar, mithin das 20fache des Drehbudgets, kostete die Internet-Kampagne, mit der ein billiger Studentenfilm von 2007 zum Blockbuster gehypet wurde.

Das alles für eine hundertmal und hundertmal auf diese Weise erzählte Geschichte: Es spukt im Haus, eine Kamera schneidet mit, und alles war echt. Vom Blair Witch Project bis zur Doku Soap Ghost Hunters ist die Wirklichkeits-Geste längst ein normaler Tonfall der Fiktion, die "Mockumentary" ein uraltes Genre, und dass man sich wieder vor flatternden Gardinen und undeutlichen Bildern auf Camcordern graust, macht am meisten den megateuren Trickstudios des Teufels Angst. Raum für Panik ist im schäbigsten Kabuff.

Wir sind allein zu Haus mit Micah und Katie, einem jungen Paar scheinbar ohne Beruf und Nerven. Katie fühlt sich von etwas Unsichtbarem verfolgt, Micah lässt mutig eine Kamera mitlaufen, um "zu beobachten, was wir nicht sehen können. Etwa wenn wir schlafen."

Lange sehen wir nichts. Nur die Gespräche der beiden schüren stillen Schrecken. Recht geschickt bastelt Debütant Oren Peli Brüche in die Beziehung, lässt den Mann etwas blöd aussehen und die Frau gegen das Genre-Image als Opfer anspielen. Ein Geisterforscher kommt vorbei, menetekelt etwas herum und erklärt sich für unzuständig. Man müsse einfach aushalten und solle keinen Kontakt zum Jenseits aufnehmen.

Es dauert. Nach einer halben Stunde klappt zum ersten Mal eine Tür, wie von Geisterhand. Später rumpelt es hier und pumpelt da, und wir verlieren ganz langsam die Nerven.

Fast ohne Tricks und mit kaum merklicher Beschleunigung schlepppt uns Peli durch drei Wochen Selbstbeobachtung, mal führt der eine die Kamera, mal die andere, mal steht sie nur so herum, und am furchterregendsten wird es, wenn scheinbar minutenlang gar nichts passiert. Trotzdem kommt das Böse näher, der Dämonen-Experte kommt nicht mehr, und wer nicht längst mit zermürbter Seele den Saal verlassen hat, wettet jetzt darauf, wer hier wie je rauskommen soll.

Peli war sich da selbst wohl nicht ganz sicher. Jedenfalls gibt es Spuren von verschiedenen Schlüssen im Netz. Und Hinweise auf eine Fortsetzung. Aber das könnte auch alles Teil des Marketings sein. Was wiederum kein Gegenargument wäre. Denn Paranormal Activity ist ein verflucht guter "Liebling, lass das Licht an"-Film geworden.

Wing

USA 2007, R/B: Oren Peli, D: Micah Sloat, Katie Featherston, Mark Fredrichs