Papadopoulos & Söhne Grieche sucht Griechen Die Finanzkrise als seichtes Läuterungsmärchen Er ist ein stiller Mann, dieser Harry Papadopoulos. Very british. Unter der versteinerten Tektonik seines Gesichts wartet etwas auf den Ausbruch. Man sollte meinen, Harry hätte alles, was man sich wünschen kann: Drei Kinder, eine riesige Villa, ein florierendes Unternehmen. Er stellt als Imbissbetreiber griechische Spezialitäten her und hat gerade Millionen im dreistelligen Bereich in ein Shopping-Zentrum investiert. Investiert haben auch andere. Im großen Stil, weltweit und jahrelang. Und als deren Spekulationsblase platzt, gehört Harry zu den Opfern. Ein Insolvenzverwalter und seine hübsche Kollegin arbeiten daran, den Feta-Monarchen wieder auf seinen Thron zu pflanzen. Naja, zumindest sie arbeitet daran. Doch wohin soll sich der König wenden, nun da sein Imperium zerschlagen ist? Er greift zum letzten Strohhalm, ruft seinen Bruder Spiros an. Wirkt Harry eher "ungriechisch", bedient Spiros umso mehr jedes fiese Klischee, das je einer von einem Griechen gehabt hat. Er isst, trinkt, lacht und liebt, ist ein bisschen schmierig - aber immer herzlich. Harry schmerzt die Verbrüderung: Spiros will seine letzten 25.000 Pfund, um damit den alten Familienimbiss flottzumachen. Die Pläne sind dem Dönermann von Gegenüber ein Dorn im Auge und so setzt er seinen Sohn auf sie an. Oh, welche Ironie: Eine Unsumme Geld geht den Bach runter - und versemmelt hat's ein Grieche. Vom Kommentar zur Eurokrise bleibt leider nicht mehr als die uralte Mär vom Reichen, der nur an sich und seinen Erfolg zu denken scheint. Das ist so klassisch, dass es beim Hinsehen schmerzt, zumal die Charaktere kaum mehr sind als Schablonen aus dem Katalog für filmisch-ethnische Klischees: das verwöhnte Töchterchen, zwei seltsame Söhne, der lebensfrohe Bruder. Die resolute Nanny, der seelenlose Insolvenzgeier inkl. geläuterter Kollegin und der radebrechende Deutsche - sie alle geben ihr munteres Stelldichein und tanzen pflichtbewusst den Sirtaki durch eine Story, deren Ende wir bereits nach den ersten zwanzig Minuten erahnen. Dass das Ganze trotz unsubtilem Moralkeuleneinsatz und fehlender Finesse dennoch ein erträgliches kleines Vergnügen bleibt, liegt an ein paar gelungenen Szenen, einer urlaubskompatiblen Musikuntermalung und vor allem an Stephen Dillane. Den kennen Serienfans als Stannis Baratheon aus Game of Thrones. Und auch hier trägt er sich mit königlicher Trauer und der stillen, glaubwürdigen Würde seines Serien-Wiederparts durch ein Debakel nach dem anderen, bis die Dämme brechen und er lächeln darf. Nur dies allein und ein bisschen griechisches Flair machen noch keinen guten Film. Bernhard Trecksel Papadopoulos & Sons UK 2012 R&B:Marcus Markou K: James Friend D:Stephen Dillane, Cosima Shaw, Georges Corraface
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