PANS LABYRINTH
Alice im Dunklen
Ein Mädchen entflieht den Gräueln der Franco-Ära
Spanien 1944. Die elfjährige Ofélia fährt mit ihrer schwangeren Mutter zum Stiefvater Vidal in die Berge. Dort bekämpft der kaltherzige Hauptmann mit seinen Soldaten die Gegner des faschistischen Franco-Regimes. Auch fünf Jahre nach dem offiziellen Ende des Bürgerkrieges kommt es in Nordspanien noch zu brutalen Scharmützeln. Besonders für die beiden Frauen ist die Lage gefährlich. Zudem findet Ofélia ihren neuen Vater mehr als unsympathisch. So flieht Ofélia täglich in eine fantasievolle Traumwelt, in der sie eine von Feen und anderen Fabelwesen umschwärmte Prinzessin ist.
In Pans Labyrinth schildert der mexikanische Regisseur Guillermo Del Toro ein trauriges Märchen für Erwachsene. Nach Blade II und Hellboy wendet er sich damit erneut einer düsteren Welt zu. Neu ist dabei, die realistische Rahmenhandlung. Del Toro thematisiert die Auswirkungen des Spanischen Bürgerkrieges, seinen männlichen Hauptakteur Vidal als erbarmungslosen Handlanger charakterisierend. Kaltblütig schlägt der vermeintliche Rebellen eigenhändig zu Tode oder hackt ihnen die Gliedmaßen ab. Dass das Horrorkino zu Del Toros Lieblingsgenres gehört, kann der Regisseur und Drehbuchautor Szenen nicht verleugnen.
Es ist dann auch kein Wunder, dass die kleine Ofélia bei ihrem garstigen Stiefvater Vidal lieber in eigene Fantasiewelten flüchtet. Wenn sie dabei auf gigantische Kröten, zauberhafte Feen und weinende Alraunen trifft, erinnert das ein wenig an Alice im Wunderland, wenn auch in einer dunklen und melodramatischen Variante.
Pans Labyrinth ist kein leichter Film. Die Rahmenhandlung, in der Spaniens Kinostar Sergi López als skrupelloser Soldat eine großartige Leistung bietet, hat wenig Fröhlichkeit. Und auch Ofélias Traumsequenzen verschaffen dem Zuschauer keine Erleichterung von der trostlosen Realität. Dafür ist Del Toro in seiner Inszenierung konsequent und versteht es meisterhaft, Fantasie und Wahrheit ineinander verschmelzen zu lassen.
Oliver Zimmermann
Mexiko/Sp 2006, R&B: Guillermo del Toro K: Guillermo Navarro D: Sergi López, Maribel Verdú, Ivana Baquero; 112 Min.
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