Die Tribute von Panem - Mockingjay Part 1 Vor der Schlacht Das Ende wurde etwas gedehnt und auf zwei Filme aufgeteilt Wenn wir brennen, brennen Sie mit!", schleudert Katniss (Jennifer Lawrence) dem Herrscher im Kapitol entgegen und hat damit endgültig die Wandlung von der Heldin zur Revolutionsführerin vollzogen. Dabei wollte sie am Anfang eigentlich nur ihre jüngere Schwester, ihre Familie, später in der Arena ihren Partner Peeta und natürlich auch die eigene Haut retten. Aber persönliche Motive und individualistische Strategien reichen nicht mehr aus in dieser Welt, in der die Diktatur zu immer brutaleren Mitteln greift und sich Widerstand formiert. Im dritten Teil geht es nicht mehr um das zynische Medienereignis der Hungerspiele, sondern um die Revolution und ihren Preis. Die Revolution braucht - wie jedes Kosmetik-Label - ein Gesicht. Und dieses Gesicht kann nach der Meinung des PR-Mannes Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle) nur Katniss sein. Sie soll in Propaganda-Videos zum revolutionären Kampf aufrufen. Aber ihre Versuche, auf der Studiobühne die Unterdrückten für den Aufstand gegen das Kapitol zu gewinnen, enden in einem hohlen Agit-Prop-Desaster. Erst als sie mit einer Dokumentarfilm-Crew auf das Schlachtfeld geht, wo gerade ein Krankenhaus bombardiert wird, kommt die authentische Rage, jenes revolutionäre Feuer auf, nach dem die Präsidentin der Rebellenbewegung (Julianne Moore) gesucht hat. Die Produzenten konnten der profitablen Versuchung nicht widerstehen und haben den letzten Teil der Romanvorlage nach dem Harry-Potter-Twilight-Modell in zwei Kinofilme aufgeteilt. Diesem dritten Teil merkt man deutlich an, dass der erzählerische Bogen des Romans gewaltsam unterbrochen wurde. Der ganze Film hat eine lauernde Grundspannung, die innerhalb der zwei Kinostunden nicht wirklich aufgelöst wird. Abgesehen von einer Handvoll Kampfsequenzen an der Erdoberfläche ist der Film im geheimen Distrikt 13 angesiedelt, wo die Rebellen einen unterirdischen Militärstaat aufgebaut haben. Es ist eine düstere Welt, die allein dem Überleben und der Vorbereitung der Revolution dient. Die Menschen tragen hier schmucklose olivgraue Uniformen, die deutlich an die Kleidungsvorschriften der maoistischen Kulturrevolution erinnern. Aber das Rebellenlager im Distrikt 13 ist keine ideologisch verblendete Avantgarde, sondern eher von revolutionärem Pragmatismus geprägt. Dennoch geht es hier um die Grundfrage einer jeden Revolution, nämlich ob der höhere Zweck alle Mittel heiligt. Im Gegensatz zur Armada der Superhelden, die sich im eigenen Edelmut sonnen, bleibt Katniss' Kampf für die gerechte Sache eine ebenso komplexe wie fragile Angelegenheit. Für diese Reflektion vor dem finalen Kampfgetümmel nimmt sich dieser dritte "Panem"-Teil genügend Zeit, und Regisseur Francis Lawrence arbeitet mit Bildern, die immer wieder Zeitgeschichte spiegeln. Etwa wenn das Kapitol vor laufenden Kameras Rebellen exekutieren lässt, so wie man es aus den Propagandavideos des "Islamischen Staates" kennt. Es gibt zahlreiche visuelle Referenzen auf die kriegerische Vergangenheit und Gegenwart, ohne dass der Film seine Zuschauer mit der Nase drauf stoßen muss. Erneut erweist sich "Panem" als ein Mainstream-Franchise, das sein Publikum ernst nimmt und ihm in diesem dritten Teil vor der finalen Schlacht noch einmal den Raum zur Reflektion gibt. Martin Schwickert The Hunger Games: Mockingjay ù Part 1 USA 2014 R: Francis Lawrence B: Peter Craig, Danny Strong nach einem Roman von Suzanne Collins K: Jo Willems D: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, 123 Min.
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