DER PAKT DER WÖLFE

Monster und Politker

Ein etwas anderes Märchen

Christophe Gans erweist sich mit Der Pakt der Wölfe als hervorragender Genre-Kenner, der virtuos die unterschiedlichsten Stilelemente aus Hongkong-Action, Historienfilm, dunklem Märchen und Italo-Western zusammenfügt. Wenige Jahre vor der französischen Revolution wütet in einem entlegenen Teil Frankreichs eine bösartige Bestie. Der König schickt einen Gesandten in die Provinz, damit der in der Angelegenheit ermittelt und sie möglichst aus der Welt schafft. Doch kaum an Ort und Stelle angekommen, zeigt sich, dass die Bestie nur ein Teil des Problems ist. In mysteriöser Weise verhält sich die komplette Oberschicht des Landstrichs äußerst Schweigsam gegenüber dem Neuankömmling. Nach und nach enthüllt der Film die Hintergründe, welche schließlich die Spur zu einer politischen Intrige legen.
Gans zeigt, welche Möglichkeiten noch im phantastischen Genre liegen. Auf ästhetischer Ebene wühlt er wild im Zauberkasten der Kinematographie, um so seinem ausgesprochene Stilwillen Ausdruck zu verleihen. Dabei enthält er sich auch nicht verschiedener, Spielereien wie Zeitraffer- bzw. Zeitlupensequenzen, die in ihrer Rasanz nie störend wirken. Mit überwältigender Machart transportiert Der Pakt der Wölfe eine Verbindung von unwirklicher Paranoia mit politischer Verschwörung. So kündet der Film vom nahenden Umbruch und gibt diesem ein martialisches Gesicht. Schwelgerisch rückt eine Landschaft ins Blickfeld, hinter deren rauher Schönheit die hässliche Fratze archaischer Machtrituale lauert. Darin ist auch die dekadente Oberschicht eingebettet, welche sich in ihrem Verhalten entgegen dem kultivierten Schein ähnlich niederträchtig entpuppt. So fließen visueller Stil und Figurenzeichnung elegant ineinander.

Stefan Dabrock

Frankreich 2000. R: Christophe Gans. D: Samuel Le Bihan, Marc Dacascos, Emilie Dequenne, Vincent Cassel, Monica Belucci.