»LUC BESSONS JOHANNA VON ORLEANS« Mädel mit Sendung
Luc Besson nähert sich einer Heiligen - blutig. Im Jahre 1429 herrscht Krieg zwischen England und Frankreich. Die Auseinandersetzungen gehen als "Hundertjähriger Krieg" in die Geschichte ein - und machen Johanna von Orléans zur populären Heldin. Durch Mut, Naivität und viel Zureden gelang es ihr, die Stadt Orleans von den Engländern zu befreien und eine Wende im Machtkampf her- beizuführen. Als zehnjährige suchen Visionen das Bauernmädchen Johanna heim, inszeniert als Mittelalter-MTV: Da fliegen Wolken im Zeitraffer, der Hintergrundsound wird laut, und ein gar himmlischer Chor summt. Nach solch einem Rausch der Sinne muss Johanna mitansehen, wie ihre Schwester von den Engländern getötet wird. Fortan glaubt sie, als vom König des Himmels Auserkorene Frankreichs Heere gegen die Engländer führen zu müssen. Charles VII. (John Malkovich) empfängt die Gottesbotin, als sie sechzehn ist und ausgesprochen engelsgleich aussieht. Der König in spe ist von Johanna (Bessons Lebensgefährtin Milla Jovovich) hingerissen - besonders als sie ihm die Krönung prophezeit. Er unterstützt ihr Ansinnen und entsendet sie nach Orléans. Was folgt, ist allgemein bekannt und rollt der Film in Detailfülle ab. Es werden Schlachten gewonnen und verloren, bei Sonne und Regen, bei Tag und Nacht. Es wird intrigiert, bis der Scheiterhaufen lodert. Zweieinhalb Stunden nimmt sich der Regisseur Zeit für die Persönlichkeitsstudie eines Teenagers, der entweder heilig oder wahnsinnig ist. Sie kämpft mit Fanatismus und Stolz, dass sich die Balken biegen.
Ulf Lippitz
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