MEIN VATER. MEIN ONKEL. Zwischen den Welten Eine Dokumentation über eine Familienzusammenführung in Dubai Sinan weiß nicht, wer er ist. Aber er weiß, dass er Schauspieler werden möchte. Im Irak geboren, in Südhessen bei seiner deutschen Adoptivmutter aufgewachsen, versucht er in der ersten Szene des Films bei einem Casting seinen Lebensweg zu beschreiben. "Das ist kompliziert" lacht er verlegen und kommt beim Aufmalen seines Stammbaums etwas durcheinander. Sein Schulfreund Christoph Heller beobachtet ihn dabei und bringt ganz ohne Kommentare oder Zwischentitel Bruchstücke einer erstaunlichen Geschichte ans Licht. Sinan wurde 1979 in Mossul als viertes Kind einer Oberschicht-Familie geboren. Die Mutter war überfordert und übergab ihn an ihren mit einer deutschen Frau verheirateten Bruder zur Pflege. Die Ehe scheiterte und Brunhilde nahm Sinan 1982 mit nach Deutschland. Sinan wurde ein Deutscher, ein Kiffer, brach die Schule ab, ging nach Berlin. Seine irakische Familie ging derweil nach Dubai ins Exil und suchte immer wieder nach dem verlorenen Sohn. Der ließ einen Brief sieben Jahre lang ungeöffnet liegen und fand irgendwann im Spam-Ordner eine Mail, auf die er dann doch reagierte. Teils, weil er wissen wollte, wer er ist, teils wohl auch, weil sein Schulfreund aus ihm einen Dokumentarfilm machen wollte, entschloss er sich, nach Dubai zu fliegen und seine Familie kennen zu lernen, mit der er sich nur auf Englisch verständigen kann. Seine Mutter, die kein Englisch kann, bricht in Tränen aus. Sein Vater, ein kluger Patriarch, trägt der kindsraubenden Ersatzmutter nichts nach ("Wir sind beide Opfer der Liebe"), seine Brüder bringen ihm Feilschen im Bazar bei und wollen ihn wenigstens die Grundzüge des Islams lehren. Sinan ist überwältigt von der Zuwendung, lernt ein paar Brocken Arabisch und verwandelt sich in einem langen Doppel-Interview in Körperhaltung und Umgang mit der Gebetskette fast in ein Ebenbild seines Vaters. Er ist doch wohl ein geborener Schauspieler. In Deutschland trat er inzwischen in mehreren Soko- und Tatort-TV-Produktionen auf. In Dubai brach er die Familienzusammenführung am Ende ab. Zu sehr wohl wollte die Familie einen neuen Sohn, in dem der Vater, der zugleich sein Onkel ist, sich rührend selber sah. Sinan entdeckt bei seiner "echten" Familie den Sinn für seine eigene. "Je mehr ich meine Familie hier liebe, desto mehr liebe ich meine Mutter in Deutschland". Es bleibt ein überzeugender Versöhnungsversuch von Orient und Okzident. Und ein beeindruckender Onkel. Wing D 2009. R + B: Christoph Heller K: Manuel Kinzer D: Sinan Al Kuri, Brunhild Dommermuth, Mudhar AlNoori, Maysoon Kurikchi
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