ONE CHANCE - EINMAL IM LEBEN

My big fat voice

Wie Paul Potts einmal ganz groß an die Oper kam

Vieles ist bemerkenswert an diesem amerikanischen Film über das walisische Opernwunder. Dass es wahr wurde, gehört nicht dazu. Schon eher, dass Großproduzent Harvey Weinstein seinen Regisseur David Frankel nach dem schicken Der Teufel trägt Prada nun ein schlecht angezogenes Brit-Movie faken lässt, das nach Billy Elliot klingt und wie Little Voice aussieht. Oder dass der märchenhafte Aufstieg des unbekannten Amateur-Tenors "from raggedy to riches" durchweg eher als Komödie angelegt ist, ja sogar Slapstick enthält. Nebenbei erfahren wir auch noch, dass es auf der Insel offenbar ein anerkanntes Hobby ist, große Opern mit unbezahlt singenden Laien aufzuführen. Darüber sollte auch mal einer einen Film machen.

Dieser hier handelt von einem kleinen, dicken Jungen, der gerne Opernarien singt und dafür verprügelt wird, was Besseres sein zu wollen als die Stahlarbeitersöhne um ihn herum. Auch sein Vater (Colm Meaney) kann nichts mit dem Gequäke anfangen und will einen ehrlichen Malocher aus ihm machen. Nur die Mutter (Julie Walters) ist stolz und stopft Kartoffeln in ihren Liebling.

Mittlerweile 20-jährig tappst der Knuddel dann in seine unbeholfene erste Liebesaffäre, die ihn zu einer hinreißend unscheinbaren jungen Frau führt. Und gleich wieder weg nach Venedig, weil er sich vom Gewinn eines ersten Talentwettbewerbs eine private Opernschule leistet. Dort findet ihn Pavarotti persönlich zu mutlos und bricht dem aufstrebenden Paul schier die Flügel. Auch anderes Pech zieht er an, Krankheiten und Unfälle verschwören sich immer wieder gegen Talent und Traum, und irgendwann versinkt er depressiv auf dem Sofa. Bis die TV-Show kommt, die alles verändert.

Dass Britain's Got Talent davon lebt, sich selbst überschätzende Kandidaten öffentlich zu demütigen, konnte Potts nicht wissen, schließlich gewann er 2007 gleich die erste Staffel. Erträglich wird die kitschige Wirklichkeit durch gut hinzuerfundene Veränderungen, Verkürzungen und kauzige Nebenfiguren, vom stets kalauernden Arzt bis zum schmuddeligen Freund, der das Leben als eine Art Live-Rollenspiel auffasst.

Wing

USA 2013. R: David Frankel B: Justin Zackham K: Florian Ballhaus D: James Corden, Alexandra Roach, Mackenzie Crook, Colm Meaney, Julie Walters