THE ONE

Schneller Held

Jet Li kämpft mit sich selbst

Schöne Idee eigentlich für einen Film, das mit den Paralleluniversen. Nebeneinander existieren dieselben Menschen in verschiedenen Wirklichkeiten, ohne voneinander zu wissen. In dem einen Universum z.B. regiert Al Gore als US-Präsident, das andere muss sich mit George W. zufrieden geben. Aus der Grundidee könnten kluge Leute einen klugen Film machen, der mit Erzählebenen jongliert und die filmische Wirklichkeit immer neu hinterfragt. James Wong und Glen Morgan ( Space 2063 ) haben einen dummen Film daraus gemacht. The One heißt er, und der Martial-Arts-Star Jet Li ( Kiss of the Dragon ) spielt die Hauptrolle. Genauer gesagt: die Hauptrollen. Denn es gibt zwei, drei, viele Jet Lis, die in unterschiedlichen Universen dieses unterentwickelten Science-Fiction-Plots leben und nach Vereinigung streben. Einer davon ist sehr, sehr böse. Er reist unerlaubt durch Wurmlöcher ins Nachbaruniversum, bringt seine Doppelgänger um und saugt deren Kräfte in sich auf. 123 von seinen Clon-Brüdern hat der finstere Yulaw schon gefrühstückt und ist damit so gut wie unbesiegbar.
Nur ein anderer Jet Li ist noch übrig geblieben. Der tapfere Cop Gabe aus dem Polizeipräsidium von Los Angelos, dessen Kräfte sich ebenfalls in letzter Zeit auf für ihn rätselhafte Weise multipliziert haben. Als Yulaw dessen Lebensgefährtin, die liebevolle Veterinärmedizinerin Massie (Carla Gugino), nur so zum Spaß umbringt, sieht auch der gutherzige Gabe rot und zieht in den Krieg gegen sich selbst.
Ein hirnverbrannter Plot ist eine Sache. Die lausige Inszenierung eines hirnverbrannten Plots eine andere. Mit viel Piff Paff Bumm wechselt der Erzählstrang durch digitale Wurmlöcher hindurch in andere Universen, die verwirrenderweise alle in ein stahlgraues Billig-Setting gestellt werden. Vom dauernden Wechsel der Spielebenen wird man ganz mürbe, und die aufdringliche Anwesenheit schwarzgekleideter Jet Lis in mehrfacher Ausführung trägt wenig zur Entwirrung der Verhältnisse bei. Als unkaputtbarer Gameboy-Held rappelt sich Jet Li immer wieder auf. Wenn die Beine und Fäuste des Meisters die Luft durchschneiden, werden seine Bewegungen digital beschleunigt und der Körper des Kung-Fu-Kämpfers quer über die Leinwand gewirbelt. Das sieht längst nicht so elegant aus wie in Tiger & Dragon und kann an sein eigentliches Vorbild The Matrix erst recht nicht heranreichen.

Martin Schwickert

USA 2001 R: James Wong B: Glen Morgan, James Wong K: Robert McLachlan D: Jet Li, Carla Gugino, Delroy Lindo