OLD MEN IN NEW CARS
Vor Vuk Das Prequel zu »In China essen sie Hunde«Die Dänen sind die Gallier des europäischen Kinos. Tapfer stemmt sich die Filmindustrie des kleinen skandinavischen Landes gegen die Belagerung durch die Bildergroßmacht aus Hollywood. Das dänische Renegatentum gegen den Weltmarkt-Mainstream zeigt sich nicht nur in dem ästhetischen Affront der Dogma-Filme, sondern auch in kleinen Sticheleien gegen das amerikanische Genrekino.
Mit In China essen sie Hunde legte Lasse Spang Olsen 1999 eine Actionfilm-Persiflage vor, die mit sarkastischem Humor und selbstbewusster Low-Budget-Ästhetik Hollywoods Lieblingsgenre demontierte. Nun ist die Dilettanten-Gang wieder unterwegs. Old Men in New Cars ist keine Fortsetzung, sondern das Prequel zu In China essen sie Hunde und beginnt ebenso klassisch mit einer Heldenentlassung aus dem Knast. Vor den Gefängnistoren erwartet Harald (Kim Bodnia) schon die Balkan-Mafia, um alte Schulden einzufordern. Martin (Tomas Villum Jensen) und Peter (Nikolaj Lie Kaas) haben während Haralds Abwesenheit versucht, dessen Kneipe in ein Feinschmecker-Lokal zu verwandeln. Misstrauisch begutachtet der Ex-Häftling die Sushi-Kreationen seiner Kumpanen, die dem illegalen Gelderwerb abgeschworen haben.
Haralds krimineller Ersatzvater Munken (Jens Okking) ruft seinen Adjutanten ans Krankenhausbett: eine neue Leber für viel Geld muss her, und außerdem will der Alte seinen unehelichen Sohn Ludvig (Torkel Petersson) sehen, der als mehrfacher Frauenmörder in einem Hochsicherheitstrakt einsitzt. Gefangenbefreiung und Banküberfälle werden mit gewohnt professionellem Dilettantismus durchgeführt.
Old Men in New Cars hat seine komischen Momente, die von der Dekonstruktion des Gangster-Machismo zehren. Denn bis auf Harald, der immer die Gerade als kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten nimmt, nagt an den Co-Helden doch deutlich die schleichende Krise des Patriarchats. Der Frauenmörder versinkt am Krankenbett des Vaters in Tränenfluten und die beiden Komplizen sorgen sich mehr um die Teilnahme am regionalen Hefezopfbackwettbewerb als um den nächsten Coup.
Das Problem bei Sequels (und Prequels) ist, dass sie immer versuchen, die Qualität des Originals zu potenzieren. Und so leidet Old man in New Cars an einem deutlich zwanghaften Drang zum Sarkasmus. Mutiger wäre es da gewesen, wenn Lasse Spang Olsen und sein Drehbuchautor Anders Tomas Jensen im zweiten Aufguss die eigene Rezeptur konterkariert und den "Weichei-Faktor" der Geschichte konsequenter durchgezogen hätten.
Martin Schwickert
DK 2002 R: Lasse Spang Olsen B: Anders Tomas Jensen K: Henrik Kristensen D: Kim Bodnia, Tomas Villum Jensen, Nikolaj Lie Kaas, Torkel Petersson
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