OCEAN'S 13
Clooneys Jungs
Ein Hauch von Robin Hood in Vegas: Steven Soderberghs Gauner-Trupp ist wieder in Hochform
Kein Regisseur betreibt den Spagat zwischen Kunst und Kommerz so selbstbewusst wie Steven Soderbergh. Mit Filmen wie Solaris und The Good German, wo er seine eigenen künstlerischen Ansprüche konsequent verfolgt, floppt Soderbergh regelmäßig an der Kinokasse. Aber dann wird eben alle drei Jahre ein neuer "Ocean" gedreht, um das Konto der eigenen Produktionsfirma "Section Eight" wieder aufzufüllen und die Studio-Investoren bei Laune zu halten.
Mit Ocean's 13 geht das Franchise-Unternehmen nun in die dritte Runde und hat sich schon jetzt einen Status als coolste Serienproduktion der jüngeren Kinogeschichte erarbeitet. Das Herz der Filme ist natürlich das Ensemble: Mit Brad Pitt, George Clooney, Matt Damon, Don Cheadle, Andy Garcia & Co. treffen sich hier regelmäßig die lässigsten Jungs der Branche zu einem gutgelaunten Stelldichein. Diesmal bekommen sie hochkarätige Verstärkung von Al Pacino, der den rücksichtslosen Casino-Mogul Willy Bank spielt. Bank hat bei dem neuen Projekt in Las Vegas seinen Geschäftspartner Reuben Tishkoff (Elliott Gould) ausgebootet, der nach Herzinfarkt und Geschäftsbankrott paralysiert im Krankenbett verharrt.
Das Einzige, was den alten Ruben wieder zu neuem Leben erwecken könnte, wäre ein veritabler Rachefeldzug. Und so aktivieren Danny Ocean (George Clooney) und Rusty Ryan (Brad Pitt) die alte Gang, um des Freundes Feind gründlich ins Handwerk zu pfuschen. Das Ziel ist diesmal nicht, irgendeinen gigantischen Safe zwecks persönlicher Bereicherung zu knacken, sondern Banks neuerstandenes Hotel-Casino am Eröffnungstag auf allen Ebenen zu sabotieren.
Daraus ergibt sich der destruktive Charme des Films, der den Mythos Las Vegas genussvoll untergräbt. Etwa mit einem riesigen Bohrer, mit dem einst der Ärmelkanal untertunnelt wurde und der nun zur künstlichen Herstellung von Erdbeben unter dem Casino-Neubau benutzt wird. Manipulierte Glückspielautomaten, Kartenmaschinen und Würfel sollen für eine großangelegte Glücksträhne sorgen, während das superperfekte Überwachungssystem durch selbst initiierte Naturkatastrophen für wenige Minuten außer Kraft gesetzt wird.
Ein Hauch von Robin Hood weht durch den Plot, und sogar ein waschechten Arbeiteraufstand im mexikanischen Zulieferbetrieb wird in Gang gesetzt. Wie immer sind auch in dieser Folge die Dialoge von sparsamer Brillanz. Clooney und Pitt erneuern mit süffisanter Selbstironie ihre wortkarge Männerfreundschaft und kämpfen gemeinsam mit den Tränen, als sie auf dem Plasma-Fernseher die Reality-Show von Oprah Winfrey verfolgen. Anders als "Ocean's 12", der gelegentlich an der eigenen Coolness zu ersticken drohte, strahlt die dritte Folge wieder mehr Körperwärme ab. Denn wirklich cool sind nur die, die es nicht nötig haben auf die eigenen Lässigkeit zu verweisen. Mit diesen Jungs - das steht jedenfalls fest - möchte man zusammen im Kino alt werden, auch wenn wir uns für "Ocean's 21" heimlich aus dem Seniorenheim stehlen müssen.
Martin Schwickert
USA 2007 R: Steven Soderbergh B: Brian Koppelman, David Levien K: Steven Soderbergh (Peter Andrews) D: George Clooney, Brad Pitt, Al Pacino, Matt Damon, Ellen Barkin
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