NOVEMBERKIND Junge Geschichte Ein deutsches Familiendrama der Nachwende-Zeit Mit dem Sprung ins kalte Wasser hat Inga (Anna Maria Mühe) offensichtlich keine Schwierigkeiten. Kreischend stürzt sie sich zu Beginn von Christian Schwochows Novemberkind nur mit einer Pelzmütze bekleidet in den eiskalten See, während ihre Freundin nach dem ersten Wasserkontakt bibbernd die Segel streicht. Die 27jährige Bibliothekarin wohnt in einem kleinen Ort in Mecklenburg und scheint mit beiden Beinen mitten im Leben zu stehen. Aufgewachsen ist sie bei den Großeltern. Die Mutter, so heißt es, sei bei einem Badeunfall vor Hiddensee ertrunken, und den Namen des Vaters habe sie nie preis geben wollen. Jetzt sind die Großeltern schon ein bisschen klapprig, und statt wie ihre Freundin Steffi (Christina Drechsler) das berufliche Glück im Westen zu suchen, kümmert sich Inga um die Alten in Malchow. Als die Enkelin von einem Mann aus Konstanz erzählt, der mitten im unwirtlichen November in der Bücherei aufgetaucht ist, horchen die beiden erschrocken auf. Robert (Ulrich Matthes) - ein Literaturprofessor, der in Malchow für seinen Roman recherchiert - konfrontiert Inga mit einer Familiengeschichte, die sich grundlegend von der Version der Großeltern unterscheidet und mit der jüngeren deutschen Geschichte zu tun hat. Während viele Nachwende-Filme mit dem ideologischen Ballast der Vergangenheitsbewältigung bepackt waren, zeigt Christian Schwochows Novemberkind , dass die jüngere Generation deutlich unverkrampfter an das Thema herangeht. Schwochow belässt den Fokus streng auf der persönlichen Spurensuche und blättert langsam retrospektiv ein Familiendrama auf, das von Angst und Schuldgefühlen bestimmt ist. Martin Schwickert D 2008 R: Christian Schwochow B: Heide und Christian Schwochow K: Frank Lamm D: Anna Maria Mühe, Ulrich Matthes, Christine Schorn
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