NO COUNTRY FOR OLD MEN Geld bringt Ärger Die Coens finden endlich zu alter Form zurück Mit Fargo hatten die Gebrüder Coen vor zwölf Jahren ihr Meisterstück vorgelegt. Mit allem was danach kam - dem breitbeinigen The Big Lebowski (1998), der überoriginellen Südstaaten-Farce O Brother, Where Art Thou? bis zur durchgehend enttäuschenden Kriminalkomödie The Ladykillers - haben sie dieses Niveau nicht wieder erreicht. In No Country for Old Men (nach dem Roman von Cormac McCarthy) finden die Coens zur alten Form zurück. In der Hauptrolle wieder eine karge Landschaft, in der sich die sparsamen Dialoge und Charaktere scharf abzeichnen. Nicht das verschneite Minnesota, die trockene texanische Prärie ist Kulisse für diese Thriller-Groteske. Hier findet Llewelyn Moss (Josh Brolin) einen Koffer mit zwei Millionen Dollar. Ein gutes Dutzend Leichen, mehrere zerschossene Pickups und ein paar tote Kampfhunde in der Nähe lassen auf einem missglückten Drogendeal schließen. Llewelyn, der mit seiner Frau Carla Jean (Kelly Macdonald) in einem ärmlichen Trailerpark wohnt, nimmt den Koffer, obwohl er weiß, dass ihm das einen Haufen Ärger einbringen wird. Aber er glaubt, dass er die Situation in den Griff bekommen wird. Aber der mit allen Wassern gewaschene Vietnam-Veteran hat einen Gegenspieler, der ihm an Kaltblütigkeit haushoch überlegen ist. Chigurh (Javier Bardem) wandelt mit einer Pressluftflasche durch Texas und setzt seinen verwirrten Opfern das Bolzenschussgerät direkt auf die Stirn. Der Topfhaarschnitt und das schnell einfrierende Lächeln sind sichtbare Zeichen seiner psychischen Deformation. "Ihm fehlt jeglicher Sinn für Humor" - sagt der Kopfgeldjäger Carson Wells (Woody Harrelson), der auf Chigurh angesetzt wird, nachdem der angeheuerte Killer den Auftraggebern aus dem Ruder läuft. Von der Seite des Gesetzes ermittelt der betagte Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones), dessen Kommentare aus dem Off wie der Chor in einer griechischen Tragödie wirken. Er ist der moralische Kompass, der angesichts der zahllosen erlebten Verbrechen seine Richtungskompetenz zunehmend verliert. Angefangen bei den stimmigen Bildkompositionen, über die konzentrierte Kameraführung, den unaufgeregten Schnittrhythmus bis zur präzisen Figurenzeichnung erstrahlt No Country for Old Men in höchster handwerklicher Perfektion. Jede einzelne der acht Oscar-Nominierung hat sich der Film verdient. Was ihm allerdings spürbar fehlt, ist das weibliche Gegengewicht zur gewaltfixierten Männerwelt, die Frances McDormand als hochschwangere Polizistin in Fargo so wunderbar konterkariert hat. Martin Schwickert USA 2007 R&B: Joel und Ethan Coen K: Roger Deakins D: Tommy Lee Jones, Josh Brolin, Javier Bardem, Kelly Macdonald
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